Der Abstand wird größer: Inklusive Wahlkarten werden die Grünen in Innsbruck 5% vor der ÖVP liegen, vor 15 Jahren war das Stimmverhältnis in der Tiroler Landeshauptstadt noch 3:1 für die Schwarzen.
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warum es richtig ist, zumindest meistens
Es fällt schwer, nicht defensiv zu argumentieren. Weil die Ansprüche hoch sind, weil die Moral die böse kleine Schwester des Machbaren ist. Weil sich bei uns niemand mit ein bißchen Fortschritt in dem Bereich zufrieden gibt, die er oder sie als absolutes Kernthema sieht. Weil man mit einem Partner regiert, mit dem es viele Reibungsflächen gibt. Weil es vielen oft schlicht nicht denkbar scheint, dass die ÖVP in vielen Bereichen aufmacht. Und weil sie längst nicht überall aufmacht, wo wir wollen.
wem die neos (nicht) wehtun
Viel ist gerätselt worden: Wen kosten die Neos, die am 29. September neu in den Nationalrat eingezogen sind, Stimmen. Um das endgültig belegen zu können, müsste man die WählerInnen befragen, die tatsächlich ihr Kreuz bei den Pinken gemacht haben. Für eine seriöse Antwort auf diese Frage sind auch die Befragungen mit hohen Samples zu ungenau. Selbst bei 2.000 auskunftswilligen Befragten erwischt man gerade einmal 100 Neos-WählerInnen. Das Ergebnis dieser Analyse wäre 4 Mal so ungenau, wie eine der gefürchteten Sonntagsfragen mit n=400 – also eigentlich zum Verschmeißen.
warum die grünen in innsbruck gewinnen
Wir haben’s am Wahlabend schon gewusst: So bürgerlich ist diese Stadt nicht, so studentisch ist diese Stadt nicht, dass jede/r Vierte quasi als milieubedingte Unmutsäußerung grün wählt. Da ist ein bißchen mehr passiert in den letzten Jahren, dass die Grünen in Innsbruck einen Homerun landen und 2013 bei beiden Wahlen – bei der Landtagswahl und bei der Nationalratswahl stärkste Partei sind, zuletzt mit 24,2% der Stimmen. Dank der exzellenten Daten des Statistik-Amts der Stadt Innsbruck kann man einen ganz speziellen Blick in die Wahlergebnisse werfen.
sicher nimmer
Niemand ist gegen den Ausbau qualitativ hochwertiger Kinderbetreuungs-Einrichtungen. Niemand ist gegen zwei LehrerInnen in jeder Schulklasse. Niemand ist gegen gute Küchen in unseren Ganztagsschulen, die hochwertiges Essen anbieten. Niemand ist gegen preiswerte Öffi-Tickets, die Jung und Alt ökologisch verträglich, sicher und komfortabel von A nach B bringen. Niemand ist gegen einen öffentlich finanzierten Austausch aller Ölheizungen in diesem Land. Niemand ist gegen mehr SozialarbeiterInnen und mehr SuchtberaterInnen in unseren Jugendeinrichtungen. Niemand ist gegen einen Umbau der baufälligen Universitäten in diesem Land. Niemand ist gegen eine ordentliche Anschubfinanzierung für junge Menschen, die aus guten Ideen ein Unternehmen machen wollen. Niemand ist gegen eine Erhöhung der Mindestpensionen. Aber auch wenn es haufenweise Reformen gibt, für die sich große Mehrheiten über alle ideologischen Grenzen hinweg herstellen lassen würden: Für all diese Dinge fehlt immer irgendwie das Geld.
hinter den kulissen eines wahltags
In 120 Stunden werden sich im Grünen Büro in Innsbruck wieder ein paar Zahlen-Junkies treffen, die es nicht mehr bis zu den ersten Hochrechnungen im Fernsehen aushalten. Die warten dann mit der Maus ständig auf dem „Aktualisieren“-Button darauf, dass die ersten Wahlergebnisse aus Gemeinden hereinkommen, die schon früh ihre Wahllokale zusperren und deshalb auch schon früh ausgezählt sind. Das ist nicht nur bei den Grünen, sondern bei allen Parteien so. Interessant ist dabei für die Zahlen-Junkies nie das absolute Ergebnis der bereits ausgezählten Stimmen. Auch kommenden Sonntag nachmittag wird die ÖVP bei den bereits ausgezählten Stimmen in Führung liegen, bevor die Ergebnisse aus Wien, Graz und Linz ausgezählt sein werden. Das ist auch immer der größte Aufreger: Wenn irgendwo im Büro ein ausgezählter Zettel herumliegt, in dem die Grünen nach 58 ausgezählten Landgemeinden bei 3,7% liegen und wenn den Zettel jemand in die Hände bekommt, der oder die nicht so bewandert mit dem Modalitäten des Wahltags ist.
35 liberale hochburgen und ein märchen
Da, wo es Seen, Einfamilienhäuser und Latte Macchiato gibt, sind besonders viele Liberale. Das gilt für Grüne genauso. Deshalb ist die einfache Rechnung, die in den Medien dieser Tage aufgestellt wird: Wenn Liberale wieder ernsthaft bei einer Nationalratswahl antreten, so wie das die „Neos“ gemeinsam mit dem „Liberalen Forum“ im Herbst planen, werden die bei den Grünen knabbern.
wen ihr wählen sollt
Ich will eine kurze Geschichte von der Ingrid Felipe erzählen, die ich kennengelernt hab: Ingrid hat nämlich eine ganz besondere Qualität, die selten geworden ist: Sie ist kein Realo. Ingrid hat einen Gerechtigkeitssinn, der sich gewaschen hat. Und sie ist zäh. Viel zäher, als viele andere im politischen Geschäft, die ich kennengelernt hab.