Viel ist gerätselt worden: Wen kosten die Neos, die am 29. September neu in den Nationalrat eingezogen sind, Stimmen. Um das endgültig belegen zu können, müsste man die WählerInnen befragen, die tatsächlich ihr Kreuz bei den Pinken gemacht haben. Für eine seriöse Antwort auf diese Frage sind auch die Befragungen mit hohen Samples zu ungenau. Selbst bei 2.000 auskunftswilligen Befragten erwischt man gerade einmal 100 Neos-WählerInnen. Das Ergebnis dieser Analyse wäre 4 Mal so ungenau, wie eine der gefürchteten Sonntagsfragen mit n=400 – also eigentlich zum Verschmeißen.
Sprengelergebnisse helfen da meines Erachtens mehr. In Innsbruck, dessen Wahlergebnisse ich hier schon unter die Lupe genommen habe, gibt es 9 Sprengel, in denen die Neos zweistellige Prozent-Ergebnisse bekommen haben. Die Wahlergebnisse dieser Sprengel sagen Einiges aus: Wer hat in den Neos-Hochburgen gewonnen, wer hat in den Neos-Hochburgen verloren?
Jetzt könnte man spitzfindig sein und sagen, das sagt ja noch nichts darüber aus, welche Parteien an die Neos verlieren und welche nicht: Dazu müsste man die Zugewinne und Verluste der Parteien in den Neos-Hochburgen in Relation zu ihren Gewinnen und Verlusten in der gesamten Stadt setzen. Das sieht dann so aus.
Damit kann man zumindest sagen: Die Grünen gewinnen dort, wo die Neos zweistellig sind, noch mehr dazu, als in der gesamten Stadt. Die ÖVP verliert dort, wo die Neos zweistellig sind, wesentlich mehr, als in der gesamten Stadt. Oder knapper: In Innsbruck sind die Neos ein ÖVP-Problem. Das deckt sich mit meinen Untersuchungen zum LIF-Ergebnis der letzten Wahl Und das wundert mich nicht weiter.
P.S. Christian Wagner hat angeregt, die Ergebnisse anhand der schwächsten Neos-Stadtteile zu überprüfen. Danke für die Anregung, das bestätigt die These: Dort, wo die Neos schwach sind, gewinnt die ÖVP entgegen dem allgemeinen Trend der Landeshauptstadt dazu, ebenso wie die SPÖ. Die Grünen gewinnen dort, wo Neos schwach sind, weniger als im Stadt-Trend.
Österreichweite Analyse?
Interessante Analyse. Jetzt kommen aber für die NEOS die Mühen der Ebene. Wenn sie halbwegs politisch auf Draht sind, schicken sie in den städtisch-urbanen Bereichen die ÖVP langsam aber sicher ins politische Ausgedingen.