schon wieder ein versprecher

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So war das, als Eugen Freund sich zuletzt mit Flucht beschäftigt hat.

Nein, was Eugen Freund abliefert, sind keine Versprecher. Es ist mangelnde Kompetenz. Und auf so etwas stürzen sich Medien gerne. Erst recht, wenn’s ins Bild passt. Und das tut’s – nachdem Freund sich darüber beschwert hatte, dass sein Gesicht nicht wie in den USA groß auf Autobussen durch die Gegend fährt und gleichzeitig das Einkommen von Durchschnitts-ÖsterreicherInnen auf 3000 Euro geschätzt hatte.

Solche Interview-Situationen sind natürlich fies: JournalistInnen kommen vorbereitet und stellen Fragen, die nicht aus der Lebenswelt eines gut bezahlten TV-Moderators kommen. Selbst wenn die JournalistInnen die Antwort selber nicht gewusst hätten, unterstellen sie danach, die falsche Antwort wäre ein Zeichen von mangelndem Realitätsbezug des Kandidaten. JournalistInnen haben in solchen Situationen eine Vorbereitung und eine Nachbereitung Vorsprung: Denn es kann ja auch passieren, dass ein grober inhaltlicher Fehler erst beim Transkribieren des Texts mit Hilfe von Google auffällt.

Deswegen haben PolitikerInnen Angestellte, die ihnen passende Antworten auf schwierige Fragen vorbereiten. Dabei vergisst man aber immer auf irgendein Detail – es ist unmöglich, sich auf jede noch so blöde Frage vorzubereiten. Und mit ein paar Stunden Zeit und möglicherweise ein bißchen Recherche ist „so was weiß doch jeder Trottel“ recht einfach über die Zeitung ausgerichtet.

Aber darum sollte es nach diesem Standard-Interview eigentlich gar nicht gehen. Viel tragischer als die viel verspottete Brüssel-Straßburg-Inkompetenz ist eigentlich Eugen Freunds inhaltlicher Fauxpas: Der Kandidat der SPÖ meint, man könne in der österreichischen Botschaft in jedem beliebigen Land der Welt einen Asylantrag stellen. Dass das eher nicht der Fall sein kann, dafür reicht ja eigentlich ein Blick nach Lampedusa: Warum sollen die Menschen ihr Leben im Mittelmeer riskieren, wenn sie gemütlich in ihren Heimatländern in die Botschaft spazieren könnten?

Eugen Freund ergreift zwar, was an sich zu begrüßen ist, Partei für Menschen auf der Flucht. Das ist aber nur Show. Denn mit der Flüchtlingspolitik hat er sich nicht einmal oberflächlich beschäftigt. So einen Unsinn, wie die Botschafts-Sache, kann nur jemand sagen, der die letzten zehn Jahre über die Zeitungsmeldungen über Flüchtlingstragödien drübergeblättert hat. Wer sich seit dem Fall der Berliner Mauer nicht mehr mit dem Thema Flucht beschäftigt hat und glaubt, der Status Quo wäre jener von anno 1990, der sollte der SPÖ mit all ihren engagierten Menschen in dieser Frage eigentlich zu peinlich sein.

2 Gedanken zu „schon wieder ein versprecher

  1. Der Ist-Zustand der SPÖ ist leider so, dass ihr vielmehr alle ihre engagierten Menschen in dieser Frage peinlich sind.

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