gesammelte großstadtlehren

Bildschirmfoto 2013-06-14 um 03.07.47

Mein Wiener Sommernachts-Adventkalender sagt nach einem Jahr: Vielen Dank, es war sehr schön.

erstens. zieh an, was immer du magst. die andern tuns auch.

zweitens. der yppenplatz ist auch nur ein birkenstock-catwalk

drittens. der wiener bimfahrer kann dich aus der bim mit mikro so anbrüllen, dass du fast vom rad fällst.

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30 tage in wien

29 x eingeschlafen. Ich weiß schon, fad. Aber was tut man sonst gezählte 29 Mal?

28 x über diese verflixte Schubert-Stelle gestolpert. Da blockiert das Hirn ganz gewaltig.

27 Grad hat’s in meiner Wohnung. Dauernd. Miete ganz schön billig für eine Halbjahres-Sauna.

26 Sommer ohne Klassik-Kino vor dem Rathaus bei freiem Eintritt. Wie hab ich das ertragen?

25 Euro im Monat Autoversicherung. Für 2 Mal fahren. Wer nicht hören will, muss fühlen.

24 x müsste man geniest haben, um in der von mir eingeführten betriebsinternen Wertung zu führen. Die Kollegin, die führt, ist grad auf Urlaub. Chance zum Aufholen, also. Hatschi!

23 Tweets mit #fail beschlagwortet. Lust hätt ich auf 23×23 solche gehabt. Also eh zahm.

22 x meinen Körper sportlich betätigt. Parks sind die neuen Berge. Not, Teufel, Fliegen. 

21 Paar Schuhe ausgepackt, die ich übersiedelt hab. Scheint ein Spleen zu sein. Hinweise erbeten.

20 x meine Arbeitskraft auf den Markt getragen. Macht Spaß. Nein, ehrlich.

19 Minuten zu spät gekommen, um Texta noch beim Popfest zu sehen. Aber ich glaub, um die ging’s dort eh nicht. Eher so ein bißchen Erinnerung an als die noch jung waren. Und wir.

18 Kilometer mit den SkaterInnen durch Wien nachtgelaufen. Mit Laserrollschuhbullen. Hui!

17. Bezirk ist meine neue Hood. Bilmemek degil, ögrenmemek ayiptir.

16 Meetings im datenwerk gehabt. Ihr sagt noch Sitzungen dazu? Willkommen im third century, ihr seid yes from yesterday.

15 Minuten am Stück gesehen, in denen Rapid dem Wacker kein Tor schoss (zwischen 3:0 und 4:0)

14 x innerlich verzweifelt darüber gewundert, was Großstadtmenschen für Kleidung tragen (siehe 23)

13 x buntes Papier aus einem Computer geholt. Bargeldlos zahlen ist ganz schön schwierig hier. Homma ned. Oder: Gibsnix, schulligung. Oder: Yok.

12 Flüge nach ganz weit weg fast gebucht. Heimweh nach Innsbruck: ja. Fernweh: JA.

11 Lektionen aus meinem Türkisch-Buch gelernt. Oder ehrlicher: „gelernt“

10 Punkte beim Pubquiz mit K., I. und J. gemacht. Und damit gegen O., P. und E. verloren. Ja, richtig gezählt: wir waren eine/r mehr (siehe 23)

9 x meinen Hunger kurzzeitig mit McDonalds gefüttert. Still lovin‘ it. (siehe 22)

8 x Skype eingeschalten. Null Mal geskyped. Wie soll man beim Skypen nebenher fernsehen? Oder Geschirrspüler ausräumen? Rasieren? Nicht scheiße ausschauen?

7 x Herrn Prokopetz von der Wien Energie angerufen. Der hat ein Foto auf seinem Schreibtisch. Von sich und der Bezirksvorsteherin.

6 x vor dem Fernseher eingeschlafen. Kontaktlinsenaua.

5 x angetrunken heimgekommen. Fast trocken, also.

4 x auf den Kahlen“berg“ ge-, naja, radelt.

3 x Kino unter Sternen am Karlsplatz gesehen. Und dort vier Mal Mozarella-Baguette gegessen.

2 x vom Straßenbahnfahrer angebrüllt worden. Einmal digital, einmal analog.

1 x in der Alten Donau geschwommen. Die ist ja eigentlich ein kleiner See, also stehendes Wasser. Hätt mich nachher im Innsbrucker Baggersee abwaschen wollen.

Aber summa summarum: Null Bock, hier wieder wegzugehen. Just saying.

alles am besten machen

Frühjahr 2012: Dann findet die nächste Wahl zu einer gesetz- bzw. verordnungsgebenden Körperschaft in Österreich statt. Bis zur Innsbrucker Gemeinderatswahl in vorraussichtlich 18 Monaten ist dieses Land wahllos. Man könnte auch sagen: 18 Monate lang kein FPÖ-Wahlerfolg in Sicht. Wie schön. Dann geht’s aber Schlag auf Schlag, ein Jahr später könnte Strache Nummer eins auf Bundesebene sein.

Könnte. Denn es gibt eine, vielleicht eine letzte Chance, diesem sich abzeichnenden Dilemma zuvorzukommen. Die Grünen sind ganz weit davon weg, mehrheitsbeschaffende Partei zu sein. Rot-Grün fehlen derzeit rund 10%, Schwarz-Grün noch mehr. Ich kann mich noch erinnern, als wir davon träumten, mit beiden Großen eine Mehrheit zustande zu bringen und als Zünglein an der Waage gestaltende Kraft im Land zu werden. Diese Rolle hat Strache eingenommen und er sitzt fester in diesem Sattel, denn je.

Aber. Wenn jemand eine bessere Integrationspolitik macht, als alle anderen jemals zuvor gemacht haben. Wenn jemand mit einer Bildungsoffensive, die sich gewaschen hat, Häuserblocks an chancenlosen Kids eine Perspektive außerhalb ihrer sozialen Misanthropie gibt. Wenn jemand der Arbeitslosigkeit mit massiv öffentlich gestützten Lehrwerkstätten den Kampf ansagt. Wenn jemand zeigt, wie gesund es sich in einer CO2-neutralen Stadt leben lässt. Wenn jemand zeigt, dass Autos raus aus dem Zentrum viel mehr Lebensqualität für Alle bedeutet. Wenn jemand das Rathaus zu einem transparenten Amtsgebäude machen und die nach Korruption miefenden Amtsstuben durchlüftet. Und wenn jemand zeigt, dass die Revolution am Arbeitsmarkt durch „green jobs“ höher qualifizierte, besser bezahlte und krisensicherere Jobs bringt, als jede andere Maßnahme. Ja wenn, dann könnte dieses Modell auch WählerInnen jenseits der klassischen Linken überzeugen .

Deshalb. Mein Freund Niki Kowall schreibt im gestrigen Standard mit viel Herzblut dafür, dass die Sozialdemokratie ihre Werte nicht verraten dürfe. Aber um rot-grün in Wien durchzusetzen und damit Strache in die Schranken zu weisen, reicht schon der blanke Opportunimus in der Löwelstraße. Und damit ist man bei der Kanzlerpartei in ihrer momentanen Verfassung wohl an der richtigen Adresse. Warum die SPÖ rot-grün macht, ist aber schließlich egal. Denn es geht nur um eins: Darum, Strache zu stoppen. Und dazu muss man alles am besten machen.