die drei mounties vom grabenweg

Ich bin ja nicht so leicht für Umwelt-Themen zu begeistern. Der Wohlriechende Salomonsiegel klingt für mich nach Duftbad. Ich würd mir überlegen, ob Wolfsmilch eine Delikatesse wie Büffelmozzarella ist. Hinter einer Geburtshelferkröte vermute ich eine sozialdemokratische Hebamme. Und trotzdem: Was ich heute im Innsbrucker Gemeinderat gesehen hab, war dermaßen piefkesagaesk, dass es mir immer noch schwindelt.

„Natourismus“ ist das Schlagwort, unter dem die drei Mounties vom Grabenweg angerückt waren, um in einem 30minütigen Referat den MandatarInnen ein umstrittenes Schigebietszusammenschluss-Projekt schmackhaft zu machen. Mounties deswegen, weil die drei Referenten im gut geheizten Innsbrucker Gemeinderatssaal alle drei mit der gleichen Softshell-Jacke bekleidet waren. Hier auf der Homepage der Agentur, die aus drei pdf-Files besteht, sieht man die Mountie-Jackerln. Ihr Projekt ist deswegen so umstritten, weil es über eine der ältesten Gesteinsformationen der Alpen geht, die naturschutzrechtlich unantastbar sind. Das hindert die Mounties aber nicht daran, mit überzeugtem PR-Lächeln davon zu sprechen, dass man bei einer Bahn über diese Gesteinsformationen TouristInnen mit dem Slogan „300 Millionen Jahre an einem Tag“ locken könnte. Oder mit „der Natur auf der Spur auf Schienen und Seilbahnen.“

Das Projekt will einige der beliebtesten Routen der boomenden SchitourengeherInnen zu Abfahrten umwandeln. Bei den Mounties heißt diese Zerstörung von Naherholungsraum dann „ein Miteinander und Nebeneinander von Tourengehern und Schifahrern.“ Wichtig sei der Ausbau des teilweise sehr niedrig gelegenen neuen Schigebiets vor allem dann, wenn der Gletscher nicht „einsatzfähig“ sei. Einsatzfähig? Er wird bald nicht mehr da sein, liebe Mounties. Genausowenig wie der Schnee auf den niedrig gelegenen Abfahrten, die ihr erschließen wollt. Aber egal: Dafür gibt es ja – Mountiesprech – „technische Beschneiung“. Damit’s nicht ganz so kriegerisch klingt.

Und dann gibt’s da noch die ÄsthetikerInnen, die die Gesteinsformation schlicht schön finden und damit Werbung machen. Auch für die gab’s Placebo-Beruhigungen. Drei Fotomontagen aus jeweils 10 Kilometer Entfernung, auf denen die Mounties die Stützen mit der Maus zeigen mussten. Sollte wohl heißen: Wir bauen da eine Seilbahn, als letzte Rettung für Innsbrucks einschlafenden Schitourismus. Sie soll zwar tausende Gäste befördern, aber sie ist unsichtbar. Eigentlich gibt es sie gar nicht.

Die touristischen Wortfindungsstörungen haben mich als in Sachen Naturschutz Unbedarften endgültig überzeugt: Diesem ‚Natourismus‘ sollte man Innsbrucker PR-Neusprech entgegensetzen. Und Na‘ Tourismus sagen.

Ein Gedanke zu „die drei mounties vom grabenweg

  1. das hauptargument mit den sturm am Stubaier Geltscher (wo dieser geschlossen ist) gilt dummerweise auch für die 3S-bahn über die Kalkkögel. die könnte genau dann nämlich auch nicht fahren. die gletscher müssten also gar nicht abschmelzen…

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