Der Landeshauptmann von Pjöngjang hat sich gedacht, jetzt haben mich diese Kinder alle gezeichnet. Das war schon sehr schön und hat dem Ego ganz schön gut getan. Aber jetzt muss wieder einmal was passieren. Immer diese freien Medien, die sich nicht einmal mit zehntausenden Steuer-Euros bestechen lassen und glauben, sie könnten schreiben, was sie wollen. Jetzt setz ich mich wieder einmal mit zwei Chefitäten der größten unabhängigen Zeitung des Landes zusammen und erklär denen, wie das in Wahrheit wirklich alles ist, muss er sich gedacht haben. Mit dem Tundl, den ich unbedingt haben will. Und mit dem Skigebiet, das ich jetzt doch nicht haben will. Und überhaupt.
So ungefähr muss es sich zugetragen haben, was mit dieser Landeshauptmannwüste auf dem Screenshot oben geendet hat. 13 Mal „Platter“ oder „der Landeshauptmann“ auf einer halben Seite. Und das nicht bei irgendwelchen Pimperlthemen wie der Schutzhauseröffnung am Hinterferner Gries oder der Schützenehrenmitgliedsernennung in Bschlaps, sondern bei den beiden Debatten, die in der Tiroler Politik seit Wochen den Takt vorgeben. Im gleichen Ausschnitt kommt ein einziger Oppositionspolitiker ein Mal zu Wort – und der heißt Fritz Gurgiser und sitzt für die ÖVP in der Arbeiterkammer. Der Landeshauptmann braucht hin und wieder eine Prise Prawda. Und die größte Zeitung des Landes gibt sie ihm.
Ich hab auf der Uni gelernt, dass ein Zeitungsartikel möglichst viele Aspekte eines aktuellen Themas beleuchten sollte. Stellungnahmen von Betroffenen, von ExpertInnen, von Interessensverbänden und von verschiedenen politischen AkteurInnen sollten vorkommen. Den LeserInnen, die noch nicht in der Materie bewandert sind oder die Debatte noch nicht verfolgt haben, soll eine Einführung in das Thema gegeben werden – auch, wenn’s der zehnte Artikel zum gleichen Thema ist. Und wenn eine Recherche besonders aufwändig ist, teilen sich mehrere RedakteurInnen die Aufgaben und schreiben dann gemeinsam. Jetzt mag’s schon sein, dass ein Treffen mit dem Landeshauptmann von Pjöngjang schwere Arbeit ist. Aber den Text, für den es offenbar einen Chefredakteur und einen prominenten Landespolitik-Redakteur gebraucht hat, schreibt die ÖVP-Pressestelle in viereinhalb Minuten. Nur dass die keine Inserate vom Landeshauptmann will.