der anti-waldheim

Kurt Waldheim konnte sich erinnern. Aber er wollte sich nicht erinnern, dass er im Stab von Alexander Löhr von der Deportation von 40.000 Jüdinnen und Juden aus Saloniki gewusst hat. Vor 24 Jahren hat der ÖVP-Kandidat 54% der Stimmen im Zweiten Wahlgang bekommen, Österreich war nach seiner aggressiven antisemitischen Kampagne international isoliert. Er sei wie tausende andere und ganz Österreich ein unwissendes Opfer der Nazi-Machtübernahme gewesen, so das Credo des Bundespräsidenten anno 1986.

Heute hat Heinz Fischer fast 80% der Stimmen bekommen. Er ist dem Nationalsozialismus immer deutlich entgegengetreten. Fischer hat sich so deutlich wie kein anderer österreichischer Politiker der österreichischen Lebenslüge entgegengestellt. Er hat die Opferrolle kritisiert, die Unabhängigkeitserklärung vermittle ein falsches Geschichtsbild, der Holocaust werde in der jungen Zweiten Republik weggeredet.

Freilich, der Bundespräsident hat keine weiße Weste in der Nachkriegs-Geschichte. Es ist der junge SPÖ-Klubobmann Fischer, der einen Untersuchungsausschuss gegen den Nazi-Aufspürer Simon Wiesenthal fordert. Denn Wiesenthal, der viereinhalb Jahre in 4 Konzentrationslagern überlebt hatte, deckte die SS-Vergangenheit des SPÖ-Koalitionspartners Friedrich Peter (FPÖ) auf. Bundeskanzler Kreisky stellte zur Verteidigung den Verdacht in den Raum, Wiesenthal sei selbst ein Nazi-Kollaborateur gewesen. Fischer hat sich dazu bis heute nie klar dazu geäußert.

Dennoch: Waldheim ist für die Nazis in den Krieg gezogen und hat sich und Österreich dann als Opfer dargestellt. Der Anti-Waldheim ist nicht für die Nazis in den Krieg gezogen und hat sich unmissverständlich gegen die Opferlüge positioniert. Der Anti-Waldheim heißt Heinz Fischer und ist Bundespräsident. Und das ist gut so.