weg mit der kinderbeihilfe!

Wir sollten’s eigentlich besser wissen: Damit Familienleistungen auch tatsächlich bei den Kindern landen, müssen sie vom Staat „zweckgebunden“ sein. Das heißt: 180 Euro Kinderbeihilfe werden viel zu oft in Flatscreen-Fernseher oder in einen neuen Rasenmäher investiert. 180 Euro zweckgebunden für einen Kinderbetreuungsplatz bedeuten dagegen 180 Euro in die Bildung des jungen Menschen.

In Österreich fließen 80 Prozent der Familienunterstützung direkt an die Eltern. Der volkswirtschaftliche Effekt: Frauen bleiben bei ihren Kindern, und zwar jahrelang. Das macht den (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt enorm schwierig und führt dazu, dass viele hochqualifizierte Arbeitskräfte nie wieder in einen Beruf zurückkehren, der ihrem Ausbildungslevel entspricht. Volkswirtschaftlich ist das natürlich eine Verschwendung sondergleichen. Mindestens so wichtig ist aber die Frage, ob das Frauen und Familien glücklich macht.

Ein Staat auf Teufel komm raus an einem Familienmodell festhalten, in dem der Mann das Geld heim bringt und die Frau bei den Kindern bleibt. Das tun wir in Österreich, indem sogenannte Familienleistungen in Wirklichkeit Daheimbleib-Prämien für junge Mütter sind. Dabei belegen sämtliche Studien, dass Direktinvestitionen in Kinderbetreuung die Wirtschaft enorm ankurbeln. Jeder Euro kommt so doppelt zurück. Denn eine Familien mit mehr Einkommen hat auch mehr Geld zum Ausgeben. Und nein, Zweijährige in eine hochwertige Kinderbetreuung zu geben, macht die Kinder nicht seelisch kaputt, ganz im Gegenteil.

Also: weg mit den individuellen, einkommensunabhängigen Familienleistungen. Die Kinderbeihilfe ist gesellschafts- und wirtschaftspolitisch hochgradiger Unsinn. Das „Kindergeld plus“ in Tirol ist zumindest an den Besuch einer Betreuungseinrichtung gebunden. Aber die Gießkanne ist trotzdem unsinnig. Im Garten bekommen ja auch nicht alle Pflanzen gleich viel Wasser.

Übrigens: Eva Linsinger und Ulla Schmid haben im aktuellen Profil ausführlich darüber geschrieben. Und sie haben herausgefunden, dass es auf Französisch kein Wort für Ganztagsschule gibt, weil jede Schule eine Ganztagsschule ist. Quelle grande nation!

Und ein letztes Übrigens: Tirol schöpft 1,81% der vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel für Kinderbetreuung aus. Wer’s nicht glauben will: Hier steht’s.

3 Gedanken zu „weg mit der kinderbeihilfe!

  1. Ich bin unfassbar glücklich, dass ich im Moment in Ostdeutschland studiere. Mein Kind ist inzwischen viereinhalb und ich wäre wahrscheinlich erst bei der Hälfte des Studiums angekommen, wenn ich in Österreich studiert hätte. Das Betreuungssystem in der DDR war äußerst fortschrittlich. Noch heute ist deshalb die Infrastruktur in Bezug auf Kinderkrippen/Kindertagesstätten und Tagesmüttern im Osten gut ausgebaut. Ich denke nicht, dass jemand allen Ernstes meint, dass weit mehr als 8 Millionen Deutsche Schäden davongetragen haben von dieser Zeit, im Gegenteil: es ist auch heute noch in Ostdeutschland ganz normal, nach einer kurzen Zeit beim Kind wieder in sein Berufsbild einzusteigen, zumindest in Teilzeit. Wie lange das Kind jeden Tag in der Einrichtung ist, bestimmen die Eltern. Das Kind erfährt andere Kinder, die es in der Stadt nicht automatisch um sich hat, dadurch entwickelt es früh soziale Fähigkeiten. Es erfährt eine Mutter, die wieder ihr eigenes Leben spürt und sich nicht selbst komplett zurückstellt. Die Kinder lernen dadurch auch früh, dass die Arbeit zum Leben dazugehört. Auch bei Mama, nicht nur bei Papa. Das ist wichtig für Mädchen um später ohne schlechtes Gewissen ihre eigene Position zu erarbeiten zu diesem Thema und wichtig für Jungen um diese Sichtweise akzeptieren zu können und in Erwägung zu ziehen.

    Österreich hat großen Aufholbedarf, was Familie und Gesellschaft betrifft. Beispiel gefällig? Meine Tochter trägt den Nachnamen ihres deutschen Vaters. Sie ist ohne Zweifel auch österreichische Staatsbürgerin, da sie meine Tochter ist. Man kann es ihr aber nicht bescheinigen, da sie nicht meinen Nachnamen trägt. Wären wir verheiratet, ginge dies allerdings wiederum.
    Aus demselben Grund kann sie auch nicht in meinen Pass mitaufgenommen werden, obwohl es extra Felder für Name und Nachname des Kindes gibt. Wozu wohl? Ach ja, für den Fall, verheiratet zu sein und verschiedene Namen behalten zu haben.
    Für einen österreichischen Pass benötigt man einen Staatsbürgerschaftsnachweis, also auch kein eigener Pass für sie.
    In Deutschland bekam sie schlussendlich ohne Weiteres einen Kinderpass, der bis zum 10. Lebensjahr gilt.

    WO leben wir eigentlich? Warum wurde die Fernsehserie MA 2412 eingestellt, obwohl sie nach wie vor aktuelle Amtssituationen so gut wie keine andere Sendung dokumentierte?

    Ups, entschuldigts bitte, des war aber jetzt ausgiebig ausschweifend.

  2. In Deutschland gibts die 180€ Kinderbeihilfe auch für alle, egal ob reich oder arm. Es gibt Zuschlag für Alleinerziehende und Kindergartenbeitragserlass bzw. Ermäígung je nach Einkommen. Die bewilligte Betreuungshöchstdauer richtet sich nach Arbeitspensum bzw. Ausbildungsstand der Elternteile. Studenten mit wenig Eigenkapital bekommen 9-10h Betreuungszeit mit Erlass, auf jeden Fall Ermäßigung. Der Kindergartenhöchstsatz beträgt 227€ für Paare und 204€ für Alleinerziehende im Bereich für Kinder unter 3. Im Kindergartenalter sind es dann 154 € bzw. 92€ (gültig für Dresden!). Die Beiträge können jederzeit anhand eines Einkommensnachweises angepasst werden.

  3. Pingback: die gießkanne trifft nicht « querg'schrieben

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