
Wer da oben bei sich 270 stehen hat, ist US-Präsident*in. Ich habe da unten das beste Szenario für Republicans eingegeben und jene 4 Staaten offen lassen, in denen Democrats Mehrheiten haben, Trump vom Stimmzettel zu streichen.
Sie sehen: da fehlen 2 Stimmen, das ist heiß.
Trump nicht am Stimmzettel, das ist keine virtuelle Debatte. Das Höchstgericht von Colorado, bestehend aus 7 von Democrats nominierten Richter*innen, hat mit 4:3 Stimmen entschieden, dass Trump wegen seiner Beteiligung am Putsch vom 6. Jänner nicht kandidieren dürfe. Würden das auch die drei Staaten oben mit demokratischen Gouveur*innen, demokratischen Innenminister*innen und mehrheitlich demokratischen Höchstrichter*innen tun – es gäbe keinen rechnerisch plausiblen Weg mehr für Trump ins Weiße Haus.
Das Problem ist nur: das US-Höchstgericht wird sich dieser Sache annehmen. Denn der sogenannte US Supreme Court hat das letzte Wort, wenn es um die Auslegung der Verfassung geht. Am Höchstgericht sitzen 6 von Republicans nominierte und 3 von Democrats nominierte Richter*innen.
Das Höchstgericht wird in dieser Sache entscheiden, ob die Begründung, Trump sei ein Putschist, ihn laut Verfassung von der Kandidatur ausschließt. Die Entscheidung gilt dann für alle Staaten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Höchstgericht auf Trumps Seite steht.
Aber gibt es neue Hoffnung für jene, die hoffen, dass Trump nicht mehr zur Wahl steht. Sonderermittler Smith, der gegen Trump wegen des Putschversuchs eingesetzt ist – das einzige laufende Verfahren mit möglichem Amtsverbot bei Verurteilung, kriegt unverhofftes Beweismaterial.
Es liegt ein Telefonmitschnitt aus 2020 vor, laut dem Trump Wahlkommissionsmitglieder in Michigan gedrängt habe, die Wahlergebnisse formal nicht anzuerkennen. Und die Parteichefin der Republicans soll den Kommissionsmitglieder Anwälte für die folgenden Verfahren angeboten haben.
Viele amerikanische Jurist*innen sagen: das ist Textbook Verschwörung zur Verhinderung einer offiziellen Prozedur, ein möglicher Fall für ein Amtsverbot bei Verurteilung. Die Chancen auf eine Verurteilung Trumps wegen Verschwörung steigen dadurch. Und viele Legist*innen sagen: Das wäre dann auch ein Fall für ein Amts- und damit auch Kandidaturverbot. Aber hier gehen die Meinungen auseinander. Und auch dieser Fall – ein Kandidaturverbot für Trump in einem Bundesstaat wegen einer Verteilung als Verschwörer – würde wieder dort landen, wo in den USA alles Strittige final entschieden wird: beim 6:3 republikanischen Höchstgericht.
Also in beiden Fällen, letztlich keine Chance für ein Amtsverbot wegen der Letztzuständigkeit des Höchstgerichts? Es gibt auch Stimmen, die sagen, die Richter*innen sind lebenslang bestellt, die brauchen niemandem mehr einen Gefallen tun und fänden Herausforderin Nikki Haley besser als den Favoriten Trump. Das ist eine spannende These, aber wie real sie ist, das werden wir erste wissen, wenn entschieden ist, ob das Kandidaturverbot in Colorado bleibt.
Long story short: Es war schon einmal gemütlicher für Donald Trump.


