das ende der bunten hunde

Lange haben uns Medien und WahlforscherInnen erklärt, in politischen Krisen profitierten die PopulistInnen, die mit lautem Halali auf Sündenböcke losgehen. Das hat sich zur self fulfilling prophecy entwickelt. Die WählerInnen haben das in den Zeitungen gelesen und geglaubt und dann selber auch Schreihälse gewählt, wenn sie empört genug waren.

abgänge. Heute verlässt nach Gerhard Dörfler auch Gabi Burgstaller die Bühne. Burgstaller hat das Kunststück geschafft, ein strukturell konservatives Bundesland im Jahr 2004 zu drehen und das Ergebnis 2009 zu bestätigen. Bei überregionalen Wahlen kam die SPÖ nicht vom Fleck und nicht annähernd an Burgstallers Landtagswahlergebnisse heran (den Gabi-Effekt hab ich hier beschrieben). Die scheidende Salzburger Landeshauptfrau ist zweifellos ein politisches Ausnahmetalent. Von Dörfler unterscheiden sie inhaltlich natürlich Welten. Aber der Stil war ähnlich: Volksnah, unberechenbar, boulevardesk, immer wieder gegen die eigene Partei. An die Stelle von Dörfler und Burgstaller treten mit Peter Kaiser und Wilfried Haslauer junior Landeshauptmänner, die im Gegensatz zu ihren VorgängerInnen Fadesse ausstrahlen. Die Wahlgewinnerin in Salzburg ist die Grüne Astrid Rössler, die leise und bedacht spricht, nicht in Schlagzeilen redet und dem Boulevard keine Möglichkeiten für bunte Presse bietet. In Tirol sind die Schreihälse Dinkhauser, Hauser und Gurgiser baden gegangen.

denkerInnen statt schreier. Freilich ist der geschwächte erste Platz Haslauers in erster Linie ein Ergebnis der stabilen Wahlergebnisse der ÖVP in Salzburg. Aber neben dem zweiten Landeshauptmann bzw. Landeshauptfrau-Wechsel in diesem Jahr ist noch etwas anderes bei diesen Landtagswahlen passiert: Das Match um die Proteststimmen haben nicht schrille Schreier wie Köfer und Schnell, sondern nachdenkliche AnalytikerInnen wie Kaiser und Rössler gewonnen. Das ist auch ein Zeichen, dass die Demokratie besser funktioniert, als ihr manchmal unterstellt wird.

Die WählerInnen, denen Journalisten wie Christian Ortner und Michael Fleischhacker demnächst das Wahlrecht absprechen wollen, haben dem schwarz-weiß-Schema, nach dem die politische Kaste seit Jahren tickt, ein großes Schnippchen geschlagen. Das macht Hoffnung für die Nationalratswahlen im Herbst.

3 Gedanken zu „das ende der bunten hunde

  1. Bin mir nicht 100% sicher ob ich die Klassifikation von Dinkhauser und Gurgiser als „Schreihals“ OK finden soll .. Ich hab die beiden bei Landtagswahlen nie gewählt, aber nichtsdestoweniger bin ich der Meinung, dass sie für Tirol während ihrer jeweils langjährigen Tätigkeit ausserhalb des Landtags sehr Wichtiges geleistet haben. Insofern ..

    • Ich nehm sie gerne aus dem Topf mit Hauser heraus, der tatsächlich ein substanzloser Schreier ist. Ich stelle auch Dinkhausers Leistungen um das Aufbrechen der Bauernbund-Hegemonie in der Tiroler ÖVP nicht in Frage. Aber trotzdem: In ihrem Politikstil sind sie, im Gegensatz etwa zu Astrid Rössler, „in Schlagzeilen Reder“.

      • gut, dann kein Problem. in Schlagzeilen geredet haben beide immer, mit ein Grund warums funktioniert hat .. (was ich nicht notwendigerweise gut find, dass das so ist)

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