Es sieht so aus, als würde Donald Trump bald in ein one-on-one mit jenem Kandidaten müssen, der als verhältnismäßig moderat bezeichnet wird. Rubio ist natürlich nicht moderat, sondern seine Positionen sind in vielen der gesellschaftspolitischen Fragen, mit der Konservative auch bei ärmeren Menschen zu punkten vermögen („god, guns and gays“), wesentlich konservativer, als jene von Donald Trump. Rubio ist 2010 als Tea Party Kandidat gegen das Partei-Establishment in die Vorwahlen um die republikanische Kandidatur in Florida gegangen. Dass er jetzt „Establishment“-Kandidat sein soll, zeigt nur, wie weit die republikanische Partei nach rechts gerückt ist. Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Heute möcht ich einen Blick auf die Medienstrategie von Donald Trump legen. Die ist bemerkenswert, weil er eine neue Taktik entwickelt hat, die nur in Verbindung mit seinem Antipolitiker-Image funktioniert. So wie Roosevelt als erster US-Präsident das Radio verstanden, so wie JFK als Erster das Fernsehen perfekt für sich nutzen konnte und so wie Obama als Erster die Social Media als millionenfachen Verstärker nutzen konnte, so hat Trump die Rund-um-die-Uhr-Kommunikation perfektioniert. Wenn man US-Nachrichtensender verfolgt, ist Trump dauerpräsent.
Das liegt einerseits an seiner Hochfrequenz von Vorschlägen und Angriffen und Zuspitzungen. Das war bisher undenkbar, weil man mit Rücksicht auf Parteiapparate und auf prominente UnterstützerInnen und auf mediale Verbündete nicht so berserkern kann, wie das der Immobilientycoon tut. Die Dauerpräsenz liegt andererseits an der kompletten Autonomie, die Trump genießt: Weil er kaum Abhängigkeiten hat, kann er jeden noch so großen Blödsinn ventilieren – und zwar mit voller Lautstärker, auf allen Kanälen. Trump braucht keine gute Standleitung für ein Telefoninterview, er gibt auch minutenlange Live-Interviews mit schlechtem Handy-Empfang. Er braucht auch keine Briefings und Vorbereitungen, weil er sich mit dem Rahmen „Ich sage halt genau das, was ich denke“ gegen die giftige Wirkung von Versprechern und Skandalen immun gemacht hat.
Man muss sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, dass Trump in den letzten zwei Wochen eine Klage gegen einen Cruz-Werbespot angekündigt, sich einen öffentlichen Schlagabtausch mit dem Papst geliefert, George W. Bush als Lügner bezeichnet und iPhone gesetzlich zur Herausgabe von BenutzerInnendaten in Zusammenhang mit den Attentaten in San Bernardino zwingen wollte. Und weil das noch nicht reicht, hat er dann angekündigt, Cruz doch nicht zu klagen, dem Papst zu verzeihen, Bush doch nicht als Lügner bezeichnen und Apple doch nicht vor Gericht zerren zu wollen. Das ist auch Postpolitik: Die Umsetzung oder Umsetzbarkeit oder Relevanz von Debatten ist zweitrangig, solange der Unterhaltungsfaktor stimmt.
Nachdem viele politische Trends aus den USA kommen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Dauerbeschallung auch bei uns den News Cycle bestimmt. Wir sollten uns mit Aufklärung, mit Mediendiversifizierung und mit weniger auf Effekthascherei ausgerichteter Politik dagegen wehren. Denn ein Trump in den USA kann momentan nur den Weg für Hillary Clinton ins Weiße Haus ebnen. Ein Trump im Europa der brennenden Flüchtlingsunterkünfte und der radikalen Neid-Debatten von oben, wäre wirklich gefährlich.