Mangels aussichtsreicher Spitzenbewerbungen bei den Democrats konzentrieren sich US-Medien derzeit darauf, zu spekulieren, ob vielleicht eine/r der vorhandenen (Biden, O’Malley, Sanders) doch eine Chance haben könnte. Not gonna happen, wir können uns getrost der RepublikanerInnen zuwenden.
Und dort tut sich Spektakuläreres: Angefacht durch die baldige Entscheidung des Supreme Court über die Zulässigkeit der Beschränkung der Ehe auf heterosexuelle Lebensgemeinschaften, müssen sich die republikanischen KandidatInnen derzeit Fragen zur Homo-Ehe gefallen lassen. Und schwimmen dabei ganz ordentlich. Denn bei den jungen „Millenials“, also der Generation, die durch deutlich höhere Wahlbeteiligung und deutlich stärkere DemokratInnen-Unterstützung Obama ins Amt gespült hat, hat die GOP in wirtschaftlich schwierigen Zeiten durchaus Chancen. Allerdings sind weit in die politische Mitte hinein die Zustimmungsraten zur Homo-Ehe deutlich gestiegen. Soweit, so unproblematisch, wäre da nicht der Zwiespalt der Republicans: Denn die über zehn KandidatInnen müssen schließlich zuerst durch einen parteiinternen Vorwahlprozess, bei dem Bundesstaat zu Bundesstaat und von Jänner bis Juni jede Bewegung wahrgenommen wird und zu Sieg oder Niederlage führen kann.
Die Crux liegt in der Reihenfolge der Staaten: Denn zwei der drei ersten Vorwahlen finden in Staaten mit sehr konservativer republikanischer Basis statt: In Iowa und in South Carolina ist mit einer liberalen Position zur Frage der Homosexuellen-Ehe nichts zu gewinnen – ganz im Gegenteil: wer hier in Richtung Mitte der Gesellschaft blinkt, hat schon verloren. Deswegen winden sich die KandidatInnen der GOP: Die meisten würden schon auf eine Hochzeit eines gleichgeschlechtlichen Paares gehen, wenn sie eingeladen würden und wenn das ein wirklich guter Freund oder eine wirklich gute Freundin sei. Aber gesetzlich regeln müsse das natürlich jeder einzelne Bundesstaat – was im Klartext heißt: keine Freigabe in den republikanischen Bundesstaaten.
Warum dieser eigentlich relativ geschmacklose Tanz um Gleichheit und Würde aller Menschen und aller menschlichen Beziehungen relevant ist? Weil er ein tieferes Dilemma der GOP beschreibt, die schon bei der Präsidentschaftswahl 2012 zwischen der liberaler werdenden WählerInnenschaft und ihrer konservativer werdenden eigenen Parteibasis zerrieben worden ist.
Wer sich anhand der letzten Vorwahlen in den Prozess und in die Eigenheiten der US-Politik einlesen will, ist hier richtig.