letzte chance für frank

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Anfang Jänner hab ich geschrieben, dass der Wahlkalender gut für den Hansdampfinallengassen dieses Wahlkampfs liegt: Ein guter Start in Kärnten und Niederösterreich könne dafür sorgen, dass aus dem Medien-Faktor Stronach auch ein Polit-Faktor wird. Zwei Monate später hat sich meine Einschätzung geändert: Ich bleib dabei, dass morgen um 17 Uhr die Stunde Null für den Milliardär schlägt. Und zwar dort, wo er sich massiv eingebracht und wo der Wahlkampf in den letzten vier Wochen ein Duell Pröll-Stronach war. Wenn der zum ersten Herausforderer des Landeshauptmanns stilisierte Stronach in Niederösterreich nicht mit Abstand Dritter wird, ist die Luft heraußen.

Tirol und Salzburg zappenduster. Denn der Weg nach Niederösterreich und Kärnten – und da ändert sich meine Einschätzung – ist holprig für den Milliardär. 7 Monate bis zur Nationalratswahl, wo der große Coup folgen soll, sind eine verdammt lange Zeit. Dazwischen sind die Perspektiven bei zwei Landtagswahlen zappenduster: Die atomisierte Tiroler Gruppe beschäftigt die Polizei und den Verfassungsschutz. In Salzburg kriegt Stronach in der heißen Debatte um die Finanzspekulationen keinen Fuß auf den Boden. Das Duell dort wird Burgstaller-Haslauer heißen, da bleiben für Andere nur Nebenrollen. Umso mehr angesichts des dortigen Personals: Stronachs Salzburger Spitzenmann Erich Tadler ist zuletzt damit aufgefallen, dass er in Polen die Polizei beschäftigte.

Bumerang/búmerang Kärnten/Koroska. Dort liegt Stronachs Partei dank Gerhard Köfer in den Umfragen besser, als in Niederösterreich. Wenn der starke Mann an der Drau wesentlich besser abschneidet, als der Meister selbst in Niederösterreich, ist Zank vorprogrammiert. Dass Köfer den fleißigen oppositionellen Landtagsabgeordneten gilt, halte ich für ausgeschlossen. Der will regieren – und dazu muss er entweder mit den von Stronach so verhassten „Sozialisten“ koalieren oder Gerhard Dörflers ramponierte FPK in eine Koalition retten. Kaum vorstellbar, dass sich Köfer, der seit 20 Jahren ein Schwergewicht in der Kärntner Landespolitik ist, seine Koalitionsgespräche aus Ebreichsdorf oder Aurora diktieren lässt.

Showdown unter der Enns. Dort liegt die Messlatte hoch. Platz 5 in Niederösterreich hinter FPÖ und Grünen wäre ein Waterloo für Stronach. Das Liberale Forum schaffte 1994 ohne viel Geld, Doppelseiten und Fernseh-Hagiographien 6% beim ersten Antreten zum Nationalratswahl. Fritz Dinkhauser, der wie Stronach in Niederösterreich seine Struktur aus der zweiten Reihe der mit absoluter Mehrheit regierenden ÖVP aufgebaut hatte, landete in Tirol bei den Landtagswahlen 2008 bei 18%. Daran muss sich Stronach messen lassen.

Dabei war die persönliche Kandidatur in Prölls Reich richtig: Denn Letzterer steht in ganz Österreich außer- und innerhalb der ÖVP als Inbegriff von Machterhalt und Freunderlwirtschaft. Das Duell hat dem Milliardär viel Präsenz garantiert. Trotzdem hat Stronach damit auch hoch gepokert: „Eine persönliche Niederlage unter der Enns wäre der Anfang vom Ende seiner Partei, davon erholt er sich auch mit viel Geld bis zum Herbst nicht“, steht in meiner Analyse von Anfang Jänner. Und dabei bleibt’s – seit dem Drama in Tirol und der späten Nationalratswahl nach dem Sommer aber unter verschärften Bedingungen.

Ein Gedanke zu „letzte chance für frank

  1. Gute Analyse, und es wäre mir auch sehr recht, wenn am Montag die Luft draußen wäre. Aber das glaube ich nicht.

    In Kärnten gibt es das große Duell Kaiser/Dörfler, die anderen sind Nebenfaktoren – aber im worst case denke ich schon, dass der Köfer sogar Dritter werden kann – der Obernosterer hat ja nicht nur wie SPÖ und Grüne einfach einen Nicht-Wahlkampf, sondern einen regelrechten Anti-Wahlkampf geführt. Früher wusste man nicht, was man von ihm halten soll, heute weiß man es – und weiß, was man nicht wählt. Zumindest sehe ich das so.

    In Niederösterreich ist Stronach/Pröll das Duell, und da sehe ich sogar noch mehr Chancen. Denn, sofern ich das als Salzburger beurteilen kann, gibt es in Niederösterreich nur die Lager „Pröll“ (und wehe, das verwechselt jemand mit „ÖVP“, für die wird ja keine Werbung geschalten) und „Nicht-Pröll“. Und da gibt’s eben die prinzipiell unwählbare Barbara Rosenkranz, eine unauffällige SPÖ und den Herrn Stronach. Da fürcht ich mich schon ein bisschen.

    Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass Stronach am Montag als „Sieger“ in beiden Ländern gilt, ähnlich wie Beppe Grillo in Italien der „Sieger“ ist. Ich hoffe aber, dass du mit deiner Prognose recht behältst. 😉

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