auch du mein sohn, brutus

Die Iden des März, mitten im Herzen Europas. 2007 gaben sie sich im Innenministerium die Klinke in die Hand. Heute hat Brutus zugeschlagen. Es ist ein politischer Totschlag aus schlechtem Gewissen. Deutlicher hätte Platter die Strasser-Connection ins scheinheilige Land nicht darstellen können, als mit seinem Vorpreschen beim Parteiausschluss des Lobbyisten.

November 2007: Im Kurier tauchen die Strafakten von Arigona Zogajs Vater auf – es geht um ein Kleindelikt. Schon zehn Tage davor spricht in der aufgeheizten Zogaj-Debatte der niederösterreichische ÖVP-Geschäftsführer Karner von einem Gewalttäter in der Zogaj-Familie. Woher wusste er das? Aus dem Innenministerium. Dort saß damals schon fast ein Jahr lang nicht mehr der niederösterreichische Raiffeisen-Zögling Strasser, sondern Günther Platter. Karner war davor – richtig – Pressesprecher von Innenminister Strasser. Gemeinsam mit Hannes Rauch. Der ist jetzt Tiroler ÖVP-Landesgeschäftsführer.

Mit an Bord in Strassers Führungsriege, außerdem: Der Tiroler Sektionschef Mathias Vogl und der Tiroler Kabinettschef Christoph Ulmer. Der Leiter des umstrittenen BIA, von dem die E-Mail-Affäre um parteipolitische Postenbesetzungen ausgegangen ist? Martin Kreutner, ebenfalls Tiroler. „Zu jung und zu viel Macht“, schreibt die nicht gerade ÖVP-feindliche „Presse“ über das System Strasser. Oskar Gallop wurde im Sommer 2005 der erste Landespolizeikommandant, der die Sicherheitsakademie nicht besucht hatte. Bestellt hat ihn Ernst Strasser. Die Dorfgendarmen als höchste Vertreter von Politik und Exekutive: Dafür ist die Tirol-Niederösterreich-Connection verantwortlich. Und sie zieht sich bis in Strassers letzte Tage als Lobbyist in politischem Amt: Sein Sprecher in der Bestechungs-Affäre ist der Tiroler Leiter des Wien-Büros der Platter’schen Haus- und Hofagentur Hofherr Communications, Jürgen Beilein.

Was Strasser zwischen seinem Rücktritt als Innenminister und dem Auftauchen als Lobbyist in eigener Sache im EU-Parlament gemacht hat, ist auch bekannt: Von 2008 bis 2009 berät er, man weiß nicht für wie viel Geld, den Quasi-Monopolisten am Tiroler Zeitungsmarkt, die „Moser-Holding.“ 2007 lobbyiert er für den landeseigenen Energieversorger TIWAG. Für 450 Euro in der Stunde fährt er unter anderem am 25. Oktober 2007 von Wien nach Sölden und wieder zurück. Den Riesenslalom dort gewinnt Aksel Lund Svindal. Insgesamt verdient Strasser bei der TIWAG 14.000 Euro für 31 Stunden Arbeit.

Brutus verlor zwei Jahre nach seinem Cäsarenmord zwei Kriege und ließ sich von den letzten verbliebenen Loyalen umbringen. Seinen Kopf ließ der siegreiche Octavian vor einer Cäsar-Statue in Rom niederliegen. Die Zeit der Kriege ist vorbei. Aber vielleicht besucht Platter seinen Freund Strasser demnächst einmal im Häf’n.

Hinterlasse einen Kommentar