Er saß im Aufsichtsrat einer schwedischen Kapitalgesellschaft, deren Portfolio zu 90% aus Gazprom-Aktion bestand. Er besaß sogar einen Anteil an diesem Unternehmen, das dem Erfolg von Putins Flaggschiff auf Gedeih und Verderben ausgeliefert war. Für den schwedischen Öl-Riesen Lundin saß er 9 Jahre im Aufsichtsrat. Für dieses Unternehmen traf der spätere Außenminister hohe sudanesische Regierungsvertreter – Vertreter einer der schlimmsten Diktaturen weltweit, mit der Ölkonzerne wie Lundin, Petronas oder die österreichische OMV laut einem Bündnis von 50 Menschenrechtsorganisationen kooperiert haben und für deren großflächige Menschenrechtsverletzungen, die zwischen 1997 und 2003 12.000 SudanesInnen ihr Leben kostete, die Ölkonzerne mitverantwortlich sein sollen.
Der gleiche Lobbyist in eigener Sache wird zum Menschenrechtsgewinnler, wenn es um Israel geht. Schwedens Außenminister Carl Bildt fordert eine „starke Reaktion der EU“ auf die militärische Aktion der Israelischen Armee gegen die Gaza-Schiffe der türkischen Hamas-Freunde. Er fährt nach Istanbul, um die Hamas-Freunde von der „Mavi Marmara“ nach der Rückkehr zu empfangen und ihnen seine Unterstützung zu versichern. Carl Bildt schweigt dagegen, wenn es um einen Artikel in Schwedens auflagestarken “Aftonbladet“ geht, das israelischen Soldaten ohne Beweise Handel mit den Organen getöteter Palästinenser vorwirft. Anstatt über Antisemitismus wollte das antisemitischste Land Europas (40% bekennen sich zu antisemitischen Stereotypen) angesichts des Hetz-Artikels über Pressefreiheit diskutieren. Im März 2009 musste ein Davis-Cup-Match zwischen Israel und Schweden in Malmö auf Anweisung des Bürgermeisters vor leeren Tribünen stattfinden, weil angesichts antisemitischer Drohungen die Sicherheit nicht gewährleistet werden konnte. 5.000 DemonstrantInnen hatten am Vortag des Ausschluss Israels aus dem Davis Cup gefordert.
Shimon Peres saß 48 Jahre lang im israelischen Parlament, er ist der aktuelle Präsident des Judenstaats. Er gilt als der Mastermind hinter dem Osloer Friedensprozess von 1992, den PLO-Chef Arafat torpedierte. In einem heute erschienenen Interview im „Standard“ schlägt Peres eine andere Betrachtungsweise des Gaza-Konflikts vor. „Die Blockade hätte in fünf Minuten beendet werden können, wenn die Machthaber in Gaza gesagt hätten: Wir wollen Frieden, wir anerkennen Israel, wir sind gegen Terror. Das ist alles. Sie könnten das ganze Problem lösen, wenn Gaza sich verhielte wie die West Bank – dasselbe palästinensische Volk, dieselbe israelische Regierung.“ Unfehlbar ist Shimon Peres freilich nicht. Aber der Lobbyist und Menschenrechtsgewinnler aus Schweden könnte noch Einiges vom 86-jährigen lernen.