Vor den Wahlkarten sind genaue Zahlenspiele nicht relevant. Aber man kann anfangen, abzubilden, woran sich nicht mehr viel ändern wird – an Trends nämlich.
Ich fang an mit dem Ergebnis der 16 Tiroler Gemeinden, in denen mehr als 5.000 Menschen wahlberechtigt waren. In Summe leben in diesen Gemeinden knapp 95.000 Wahlberechtigte, also etwa ein Fünftel der TirolerInnen.
Die ÖVP hat 14 der 16 größten Gemeinden gewonnen, mit Ausnahme von Innsbruck (ging erstmals bei einer Landtagswahl an die Grünen) und Lienz (ging an die SPÖ), wo die ÖVP jeweils Rang 2 belegte. Sieben zweite Plätze konnten die Grünen erreichen, nämlich in den Gemeinden Hall, Absam, Telfs, Völs, Zirl (alle Innsbruck-Land), St. Johann (Kitzbühel) und Schwaz (Bezirk Schwaz). Fünf zweite Plätze gab es für die SPÖ, nämlich in Rum (SPÖ-Bürgermeister), Imst (bis vor kurzem SPÖ-Bürgermeister), Kitzbühel, Wörgl (SPÖ-Bürgermeisterin) und Landeck (bis vor kurzem SPÖ-Bürgermeister). In ihren alten Hochburgen Kufstein und Wattens schaffte die FPÖ jeweils Platz zwei.
Grafisch schaut das Ergebnis der 16 größten Tiroler Gemeinden so aus – und es zeigt: die stärksten Unterschiede zwischen Kleingemeinden und den Großen gibt es bei den beiden stärksten Parteien in den Großgemeinden: bei der ÖVP und bei den Grünen.
massive schwankungen in den städten. Die Gewinne und Verluste in den 16 größten Tiroler Gemeinden zeigen: Die ÖVP hat im Zentralraum und in den Bezirksstädten mehr verloren, als die FPÖ und die SPÖ, auch wenn deren gesamtes Minus am Wahlabend höher war als jenes der Partei von Günther Platter.
schwarz-grüne wechselstimmung. Die Stadt Innsbruck bietet wunderbare Grafiken und Tabellen zu den Ergebnissen in der Stadt. Besonders interessant find ich die Aufbereitung der Ergebnisse in den jeweiligen Hochburgen. Sie zeigen, woher die Grünen ihren Innsbruck Sieg geholt haben: Sie sind in den stärksten 10 ÖVP-Sprengeln der letzten Landtagswahl dieses Mal fast so stark, wie die ÖVP selbst.
Noch beeindruckender sieht das auf der Landkarte aus.
woher die stimmen kommen. Woher kommen die Stimmen der Parteien? Auch hier sehen wir ein massives Stadt-Land-Gefälle. Die Grünen haben mehr als die Hälfte ihrer Stimmen aus den 16 größten Tiroler Gemeinden. ÖVP und „Vorwärts“ sind die Parteien der Bevölkerung in den Tälern und Schluchten: Sie machen jeweils ca. 80% ihrer Stimmen außerhalb der großen Gemeinden.
und trotzdem. Überall außerhalb der Landeshauptstadt, dem Speckgürtel und dem Bezirk Reutte, in dem „Vorwärts“ seine Machtbasis hat, konnte die ÖVP Zuwächse verbuchen. Das ist angesichts der katastrophalen Prognosen die Leistung einer Kampagne, die erfolgreich vor „italienischen Verhältnissen“ gewarnt hat.
vorzugsstimmenkaiserInnen. Und wer hat eigentlich die meisten Vorzugsstimmen bekommen? Die vorläufige Rechnung ohne Wahlkarten zeigt: Vorzugsstimmen sind schwarzes Revier. Das liegt wohl auch daran, dass die Persönlichkeitswahl in den Bezirken auch verändern kann, wer ein Grundmandat bekommt. Das erklärt, warum die ersten 11 auf der Liste der VorzugsstimmenkaiserInnen von der ÖVP kommen. Dass die grüne Spitzenkandidatin Ingrid Felipe stärkste Nicht-ÖVPlerin ist und Alteingesessene wie Rudolf Federspiel und den Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Reheis schlägt, überrascht mich.
1. Günther Platter 9865
2. Josef Geisler 5454
3. Alois Margreiter 5391
4. Martin Mayerl 5311
5. Anna Hosp 5068
6. Jakob Wolf 4026
7. Kathrin Kaltenhauser 3541
8. Beate Palfrader 3534
9. Andreas Köll 3481
10. Martin Kapeller 3382
11. Hannes Tratter 2926
12. Ingrid Felipe 2816
13. Rudolf Federspiel 2770
14. Rudolf Nagl 2703
15. Sonja Ledl-Rossm. 2566
16. Gebi Mair 2554
17. Gerhard Reheis 2445
18. Elisabeth Blanik 2335
19. Anton Mattle 2213
20. Gerald Hauser 1829
(Zur Methode: Ich habe die Vorzugsstimmen auf Landes- und auf Bezirksebene zusammengezählt. Das bringt mit sich, dass teilweise von einem Wähler bzw einer Wählerin zwei Stimmen für diese Liste kommen können – bildet aber die Zugkraft der Personen dennoch besser ab, als zwei seperate Listen für Bezirks- und Landesebene.)