Bist du deppert, Österreich. Zwei Tage Heimaturlaub, ein paar Schlagzeilen gelesen und schon wieder große Lust, das nicht mehr mitkriegen zu müssen. 2006 foltern in einer Lagerhalle in Wien vier Polizisten den Asylwerber Bakary J.. Sie haben den am Boden liegenden so lange getreten, bis sein Schädelknochen brach und ihn in einer Scheinhinrichtung am Boden liegend mit dem Auto angefahren. Von den vier Schädelknackern sind zwei weiter beim Polizei-Sonderkommando WEGA im Einsatz, zwei sind abschlagsfrei in Frühpension geschickt worden. Strafe für die exzessive Gewalt mit Todesfolge: Keine.
Diese Folter ist, das hat die Disziplinarkommission des Bundeskanzleramts geurteilt, eine „allgemein begreifliche, heftige Gemütsbewegung“ und das sei „mildernd“ zu beurteilen. Eine Entlassung sei „nicht gerechtfertigt.“ Das berichtet die Wiener Wochenzeitung „Falter“ in der morgigen Ausgabe. Genau wie von den Polizisten, die hunderte Kinderpornos besaßen aber von der Disziplinarkommission im BKA wieder zurück in ihren Job geschickt worden sind.
Vor einer Woche in Vösendorf in Niederösterreich: 30 Polizisten stürmen eine Hochzeit mit 2000 Gästen. Der zu vermählende 35-jährige Bräutigam schuldet einem Geschäftspartner 6000 Euro. Anlass genug für den Gerichtsvollzieher, den Mann auf seiner Hochzeit vom Altar weg festzunehmen. Der Mann hat selbstverständlich nicht Franz oder Hubert geheißen, sondern Onur. Nachzulesen genauer hier im Online-Standard.
Mitte Jänner muss Dr. Nenad Memic die B1-Sprachprüfung in Deutsch ablegen, um seinen dauerhaften Aufenthaltstitel zu bekommen. Der Mann ist promovierter Germanist und hat seit 10 Jahren in Wien geforscht.
Und ich treff in Istanbul junge, gut ausgebildete MitteleuropäerInnen mit türkischstämmigen Eltern, die an den Bosporus gekommen sind, um zu bleiben. Weil sie, wie eine Bekannte erzählt, „mit dem Rassismus in Österreich“ nicht zu recht kommen. Wenn man in diesem Land Afrikaner tot treten darf, ohne dafür hinter Gitter zu wandern und wenn man mit vier Polizeibussen von seiner eigenen Hochzeit abgeholt wird und als Germanistik-Doktor eine Deutsch-Sprachprüfung ablegen muss, kann ich nur sagen: Recht haben sie, die jungen MitteleuropäerInnen, die sich in diesen Landen nicht willkommen fühlen.
Pi-News Kommentatoren würden wahrscheinlich sagen, sie hätten es verdient, oder sollten zurück ins Heimatland oder was weiß ich. Dieses Gedankengut ist wohl leider sehr weit verbreitet. In Deutschland ja auch. Siehe z.B. Oury Jalloh in Dessau. Was für eine armselige Justiz.