Manchmal trau ich meinen Augen bzw. meinen Ohren nicht. Am Nationalfeiertag wird in Innsbruck der neue Landhausplatz eröffnet. Und die Landeshauptstadt wird an diesem Tag zum Pjöngjang der Alpen. Wolfgang Ambros singt, es gibt Würschteln, die größte Zeitung des Landes ist an Bord. Alles wie gehabt, alles keine Überraschung. Aber die PR-Abteilung im Land hat sich auch noch ein Kinderprogramm ausgedacht. Und da kann ich nur sagen: Kim Jong Il wäre stolz auf euch, liebe KollegInnen.
„Male unseren Hauptmann“ oder in der Langfassung „Male unseren Landeshauptmann“ heißt die Aktion, bei der sogar dem nordkoreanischen Führer warm ums Herz würde. „Zeichen- und Maltalente können sich im Medienraum des Landes einer besonderen Herausforderung stellen“, schreibt die Prawda Tirols, die sogenannte „Landeszeitung“. Und, na da schau her, die besten Bilder werden prämiert und in der nächsten Landeszeitung abgebildet. Und damit’s fair ist, gibt’s auch noch verschiedene Alterskategorien. Damit alle Kinder Chancen haben, wenn sie schon so gerne den Hautpmann malen wollen.
Ich werde das Pjöngjang der Alpen am 26. Oktober meiden. Sonst müsst ich den Impuls unterdrücken, unter dem Motto „Male unseren Landeshauptmann an“ etwas Aktionistisches zu machen. Das Kind auf dem Foto oben, das schon „für den Malwettbewerb übt“, ist übrigens namensgleich mit einem langjährigen Angestellten der PR-Abteilung des Landes. Der 2-jährige Jonas wollte sicher unbedingt selber den Hauptmann malen und damit aus einer Zeitung lachen, die an jeden Haushalt dieses Landes geht. Das lernt man in Pjöngjang schon mit der Muttermilch.