Ich kann mich erinnern, als „wir“ als rote Jugendorganisation 2003 zum ersten Mal die konservative Mehrheit in der steirischen LandesschülerInnenvertretung gebrochen haben. Ein Lied spricht Bände. Es war auf der Ebene dessen, was heute so gerne als „kindergarten politics“ gebrandmarkt wird, eine Sensation. Franz Voves, der volkstümliche Eishockeykommunistenbeau, hat heute zum zweiten Mal eine ÖVP-Festung zum Fallen gebracht. Das verdient hohen Respekt. Und ich behaupte, es hat mit seiner Authentizität und mit seiner linken Kantigkeit zu tun, dass er trotz der desolaten Bundes-SPÖ Landeshauptmann bleiben wird können.
Die Verliererin dieser Wahl sind die FPÖ und das BZÖ. Sie sind am weitesten unter ihrem Potenzial geblieben. Über 18% gab es zu Haiders Zeiten in der Steiermark. 30,5% hatten Blau und Orange gemeinsam bei der Nationalratswahl 2008 in der Steiermark. Heute sind die Rechten halbiert worden, die FPÖ hat nicht einmal 11% gemacht.
Und das, obwohl sie das einzige inhaltliche Thema dieser Wahl gesetzt hat, das auch die Massen der Poitikverdrossenen wahrgenommen haben. Das Minarettspiel, bei dem man Muezzins abschießen darf, war ein Rohrkrepierer. Und es ist nicht der Erste dieser Art: Schon Susanne Winters Hetze in Graz hat die FPÖ im Jänner 2008 viel weniger weit nach vorne gebracht, als es sich die Rechten erwartet hatten. Und ja: das Grüne Ergebnis liegt weit unter meinen Erwartungen. Im Zweifel dann doch lieber Voves, dürften sich leider viele Gedacht haben. Aber Voves hat auch viele Umfaller nach rechts vom Umfallen abgehalten, indem er auf die entscheidenden Gerechtigkeits-Themen gesetzt hat.
So. Und wenn ich mich nicht täusche, sitzen da im steirischen Landtag in Zukunft 28 Manderln und Weiberln von rechts und 28 Manderln und Weiberln von links der Mitte. Das ist kein Wahlergebnis, über das man in einem strukturell konservativen Bundesland traurig sein sollte. Ganz im Gegenteil: Die Steiermark beweist, dass eine charismatische Spitzenfigur mit der feigen Bundespartei viel zu heißen Themen gewinnen kann. Und dass es gut ist, wenn die SPÖ Druck von links bekommt. Denn Voves Engagement in Sachen Steuergerechtigkeit liegt wohl genau daran, dass er Druck von zwei Parteien mit linkerem Profil nachgeben muss.