die aasfresser sind wir

Die griechische Wirtschaft liegt blutend am Boden. Wäre sie eine Bank, hätten wir sie mit Sonderkommando und Polizeibegleitung in die beste Privatklinik chauffiert. Griechenland aber weiden wir aus, was das Zeug hält. Die Aasfresser sind am Werk. Und die Aasfresser sind wir.

Von Athen bis Saloniki leben Menschen in Saus und Braus von ihren Luxuspensionen, sie trinken den ganzen Tag Kaffee, schlürfen Retsina und tanzen Sirtaki, anstatt zu arbeiten – und wir sollen das zahlen. Das denkt der gemeine Österreicher nach zwei Wochen Trommelfeuer vom Boulevard bis zu ORF und „Presse“. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Die vermeintlichen Luxus-Griechen haben die höchste Arbeitslosigkeit und den höchsten Anteil an GeringverdienerInnen in der Bevölkerung. Und das schon lange vor der Krise.

Die Aasfresser bereiten mit dem anti-griechischem Rassismus schon die Zerschlagung ihrer eigenen Sozialsysteme vor. Von Merkel bis Cameron, von Faymann bis Sarkozy: Sie alle werden demnächst erklären müssen, warum sie wieder den Reichen geben und den Armen nehmen. Da kommt ihnen die blutende griechische Wirtschaft gerade recht. Man nennt es Exempel.

Europas konservative Polit-Elite ist aber aus einem zweiten Grund begeistert von der Katastrophe am Peloponnes. Denn Staaten mit guter Bonität haben enorme Gewinnspannen, wenn sie die Griechen retten. Österreich nimmt sich einen Kredit um 2% auf und bekommt von den Griechen 5-6% Zinsen. Zahlen werden das die griechischen GeringverdienerInnen, an deren Kollektivverträgen, Pensionen und an deren ArbeitnehmerInnen- Schutzbestimmungen jetzt schon fleißig gesägt wird.

Und nicht zuletzt hat die europäische Rüstungsindustrie fett an den Pleite-GriechInnen verdient und zwar bis zuletzt. Das hat Dany Cohn-Bendit in diesem sehenswerten Beitrag im EU-Parlament aufgedeckt. Frankreich hat in den letzten Monaten 6 Fregatten für 2,5 Milliarden Euro nach Athen geliefert. Deutschland hat Griechenland zuletzt U-Boote für 1 Milliarde Euro verkauft.

Die Aasfresser, das sind wir. Und wehe den mitteleuropäischen ArbeitnehmerInnen, wenn Griechenland erst gerettet ist.

3 Gedanken zu „die aasfresser sind wir

  1. ja ich bin auch beeindruckt, wie stark dieses mediale trommelfeuer doch prägt. in meinem umfeld erlebe ich immer wieder (gar nicht so ungebildete) menschen, die der simplifizierung („die haben alles verprasst und wir dürfen jetzt zahlen“) auf den leim gehen.

    die zerschlagung der sozialsysteme wird zwar schon von vielen befürchtet. die schuld werden aber viele den falschen geben, weil es denen, die sich bereichern gelingt, falsche bilder in die köpfe zu hämmern.

  2. Pingback: der dumme ist der grieche « querg'schrieben

  3. Pingback: drei mittelstands-gehälter für gefälligkeiten « querg'schrieben

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