Das hat der abgewählte Präsident Donald Trump gestern bei einer Veranstaltung im Weißen Haus gesagt. Das ist gleichzeitig an dieser Stelle ein Eingeständnis der Niederlage. Aber es ist auch ein in den Schwitzkasten nehmen der Republikanischen Partei. Denn zahlreiche andere KandidatInnen haben Ambitionen, 2024 ins Rennen ums Weiße Haus einzusteigen. Aus der Riege der Trump-Vertrauten sind das etwa Sein Sohn Donald jr, die jungen Südstaaten-Senatoren Josh Hawley und Tom Cotton und Außenminister Mike Pompeo. Aus der Riege der Amtsträger in großen Bundesstaaten sind das etwa die drei ranghöchsten Republikaner Floridas, die Senatoren Rick Scott und Marco Rubio und Gouverneur Ron DeSantis. Und aus den Reihen der nicht so Trump-nahen, moderateren RepublikanerInnen wären das die ehemalige Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, Ohios ehemaliger Gouverneur John Kasich und Utahs Senator Mitt Romney. Aber sie alle würde Trump in die Schranken weisen, wenn er macht, was schon länger gemunkelt wird. Er könnte entgegen den Gepflogenheiten nicht an der Amtseinweihung seines Nachfolgers Joe Biden am 20. Jänner vor den Stufen des Kapitols teilnehmen, sondern zeitgleich bei einer öffentlichen Veranstaltung seine Wiederkandidatur in vier Jahren ankündigen.
Dann wird niemand, der bei einem Rückzug Trumps aussichtsreich wäre, gegen ihn antreten. Denn Donald Trump hat am 3. November über 10 Millionen mehr RepublikanerInnen an die Wahlurnen gebracht, als je zuvor an einer bundesweiten Wahl teilgenommen haben. Mit dem Rückenwind Trump sind zahlreiche RepublikanerInnen in Senats- und Kongresswahlen in knappen Bezirken gewählt worden. Es gibt kein verlässliches Rezept dafür, wieder so viele RepublikanerInnen zu den Wahlen zu bringen, wie mit Donald Trump oder seiner expliziten Unterstützung am Ticket. Wer, wie die republikanischen Amtsträger in Ohio, in Georgia und in Arizona, seinen Pflichten als Wahlbehörde nachgekommen ist und auch für Trump ungünstige Ergebnisse formal bestätigt hat, war und ist unmittelbar öffentlichen Angriffen ausgesetzt – „wer braucht eine radikale Linke, wenn es Republikaner wie Brian Kemp und Doug Doucey gibt“, hat er sofort nach deren Wahlergebnisbestätigung in Georgia und Arizona, die beiden republikanischen Gouverneure öffentlich angegriffen. Und in Bezug auf Ohios Gouverneur Mike DeWine, der als einer der ersten schon im November angeregt hat, die Amtsübergabe an Joe Biden vorzubereiten, hat Trump öffentlich damit spekuliert, eine Gegenkandidatur bei dessen republikanischer Vorwahl zu unterstützen. Wer nicht mit mir ist, ich gegen mich, das ist die Botschaft.
Trump wird die Reihen, wenn er will, hinter sich schließen können. Denn er ist die Republikanische Partei geworden, sie hat sich ihm durch fast bedingungslose Gefolgschaft über die letzten Jahre ausgeliefert. In einer ersten Umfrage zur Frage, wer 2024 für die RepublikanerInnen kandidieren soll, sagen deren Mitglieder zu 53% Trump, zu 12% Mike Pence und zu 8% Donald Trump Junior – in Summe also über zwei Drittel für Trump und seine nächsten Gefolgsleute. Nicht nur ist es so gut wie ausgeschlossen, dass sich daran im Laufe der nächsten Jahre viel ändern würde. Es wäre auch verrückt, würde sich eine/r der aussichtsreichen KandidatInnen für den Fall eines Verzicht von Trumps, jetzt öffentlich dessen Attacken aussetzen, indem er/sie gegen ihn in den Ring zu steigen ankündigt.
Eine zeitgleiche Gegenveranstaltung zur Angelobung Bidens, wäre aber auch Symbol für einen so nie dagewesenen tiefen Bruch im Land. Das wäre dann die Manifestierung einer Gegenpräsidentschaft, würde Joe Biden zum Präsident von Washington und der reichen Küstengegenden und Donald Trump zum Präsident des „Heartland“, des „echten Amerika“ zu stilisieren versuchen. Wenn das so passiert – und vieles spricht dafür – dann macht das das Regieren für Joe Biden und die DemokratInnen noch schwieriger. Denn es wird schwer, die für Mehrheiten wahrscheinlich notwendigen AbweichlerInnen aus den republikanischen Reihen im Senat zu finden, wenn jedes Abweichen mit einem Shitstorm des Gegenpräsidenten bestraft wird. Das können sich am ehesten noch die gerade für sechs Jahre wiedergewählte Senatorin von Maine, Susan Collins und die in Alaska als unabhängige Kandidatin gewählte Lisa Murkowski leisten. Sogar für den einzigen Republikaner, der für Donald Trumps Amtsenthebung gestimmt hat, den Senator Mitt Romney aus Utah, wäre eine von Trump unterstützte Gegenkandidatur bei Romeys Vorwahl, nicht unproblematisch. Das ist das Playbook von Donald Trump: Biden das regieren so schwer wie möglich machen, selber als Gegenpräsident in seinem Luxusdomizil in Florida leben und von dort aus die RepublikanerInnen bis 2024 auf Linie halten. Dazwischen kommen können da nur die Gerichte des Staates New York, die Trump gerne hinter Gittern sehen würden und die Gesundheit des abgewählten Präsidenten.
Na ja, in vier Jahren kann auch viel passieren – etwa gerichtliche Verurteilungen, wenn der psychotische Selbstbegnadigungsfuror nicht erfolgreich ist oder was immer. Villleicht auch a bissl Vatermord – wie metaphorisch auch immer – durch den Junior?
Ist auch ein bisschen die Frage, ob da die Medien mitspielen und ihn 24/7 die Schlagzeilen dominieren lassen. Twitter meinte glaub ich, dass es seinen Status als „newsworthy individual“ nach Bidens Angelobung verlieren wird und sich dann entweder im Ton mäßigt oder gesperrt wird…