Irgendwer muss ja auch diese Lesart vom opportunistischen Blender Kurz durchbrechen, wie sie auch der Klenk heute wieder verbreitet. Der Klenksche Rückgriff auf Armin Thurnhers „Feschismus“ zur Beschreibung Jörg Haiders wäre zu Ende argumentiert richtig, aber mit Hinweis auf dasRezept PR/Blenden/Show/Opportunismus ist das wichtigste Element von Kurz ausgelassen: die autoritäre Ideologie. Thurnher hat den Feschismus so erläutert: Haider ist fesch und er ist ein wenig kryptischer Fascho, der dauernd faschistoide Anspielungen macht und Tabubrüche inszeniert. Der fesche Fascho ist ein Feschist, sagt Thurnher. In Klenks Beschreibung des, wie er meint, Feschisten Kurz, fehlt das ideologische Moment aber.
Ich halte das für symptomatisch, weil das eines der gefährlichsten Missverständnisse über die Kurz-Partie weiterträgt & mit dem Siegel der Wiener Intelligenzija adelt: eben dass Kurz ein Fähnchen im Wind ist, dass er alles sagen würde, was eine klare Mehrheit der ÖsterreicherInnen hören will. Das ist, qed bei unzähligen Gelegenheiten, unwahr.
Der Rassismus und das nach unten treten sind Kernelemente von Kurz‘ Rhetorik und seiner Politik – das gezielte Aushebeln mittigen Christdemokratien und stattdessen der unverschämt enge Umgang mit den Autokraten in Ungarn und am Westbalkan, sind à la longue demokratiegefährdend, sie destabilisieren die Europäische Union. Und last not least der religiöse Radikalismus seines nächsten politischen Umfelds, der in messianischen Parteitagsinszenierungen, in fragwürdigen Massensegnungen und in Bemühungen zur Einschränkung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch aus seiner Regierung resultieren, sind keine Show: das ist ernstgemeint.
Wer die Kennzeichen Rassismus, Naheverhältnisse zum Autoritarismus und messianische Eiferer um sich hat, der ist kein willenloser Inszenierungspopulist, sondern ein ideologischer Hardliner mit einem klaren Plan. Noch hat er nur 40%. Aber es wird von der Frage abhängen, ob man ihn als das benennt, was er wirklich ist, bevor er 46, 47 oder 51% macht.
Ich finde FEschist v.a. deshalb unangebracht, weil einer, der aussieht, als sei er aus dem Wachsfigurenkabinett der Madame Tussauds entsprungen, einfach nicht „fesch“ ist, sondern öd und leblos.