
MJ Hegar will Texas erste demokratische Senatorin werden.
Texas, mit 30 Mio halb so bevölkerungsreich wie Frankreich und doppelt so bevölkerungsreich wie die Niederlande, flächenmäßig der nach Alaska größte US-Bundesstaat, größer als sämtliche EU-Mitgliedsstaaten.
„Everything is bigger in Texas“: Das State Capitol in Austin ist größer als das Kapitol in Washington D.C., das mit 60 Metern größte Holzkreuz der USA steht an einem texanischen Highway, die größte Politdynastie seit den 1970ern kommt aus Texas. Seit 1968 hat kein Demokrat mehr in Texas die Präsidentschaftswahl gewonnen, seit 1987 kommt kein/e US-Senatorin mehr aus Texas. Aber der Bevölkerungswandel und die stärkere Mobilisierung von Latino/as macht auch vor Texas nicht Halt.
Spannende Demographie nämlich: 40% weiß, 40% Latinx, 10% Blacks, 10% andere. Richtig beobachtet: da müssen die RepublikanerInnen schon länger gute Ergebnisse bei Latino/as haben, um in texasweiten Rennen so erfolgreich zu sein. Aber die Bushs sind nicht Donald Trump. Dessen radikaler Anti-Einwanderungskurs hat mit den guten Latinx-Ergebnissen der Bushs gebrochen. Und so ist 2018 ein Kandidat bis auf einen Prozentpunkt an die Sensation herangekommen, einen von zwei republikanischen Latino-Senatoren in Texas zu schlagen. Für Beto O‘Rourke fehlte wenig zu einem Sieg über Ted Cruz (der zweite GOP-Latino-Senator ist Marco Rubio aus Florida).
Neben dem Trend der Latina/as spielt auch ein zweiter demographischer Megatrend eine Rolle: immer mehr Menschen ziehen von den teuren und ohnehin demokratisch dominierten Küstenstaaten in die Vorstädte von Südstaaten-Metropolen und ändern dort die Zusammensetzung der WählerInnenschaft. Denn besser gebildete und besser verdienende mobile Familien sind mit hoher Wahrscheinlichkeit DemokratInnen. Und so war die zum Greifen nahe O‘Rourke-Sensation vor allem den Vorstädten der Metropolen Austin, Houston und Dallas zu verdanken.
Und 2020? Wenn Texas tatsächlich fiele, brennt der Hut für die Reps lichterloh. Ohne Texas gibt es keinen auch nur irgendwie plausiblen Pfad ins Weiße Haus, 2020 nicht und auch nicht 2024. Das Senatsrennen ist 2020 allerdings für die Reps günstiger als 2018: Amtsinhaber John Cornyn ist deutlich beliebter als es Ted Cruz 2018 war. Aber Heraufordererin MJ Hegar ist wie für die Südstaaten erfunden: eine Kampfflugzeugpilotin, die erfolgreich darum gekämpft hat, als Frau Kriegseinsätze fliegen zu dürfen, mit Tatoos am Rücken, um ihre Kriegswunden zu verdecken. Die Werbespots drehen sich von selbst.
Entschieden wird das Rennen um Texas in den Vorstädten und bei der Latinx-Wahlbeteiligung. Brauchen werden die Dems Texas 2020 nicht: es gibt ausreichend andere Staaten, die vor Texad kippen, um Weißes Haus und Senat zu gewinnen. Aber ein blaues Texas ist der feuchte Traum der DemokratInnen seit 20 Jahren. Mein Tipp: 2020 wird‘s noch nicht gelingen, aber die Vorzeichen werden immer klarer, dass eine Anti-Latinx-GOP langfristig nicht politisch konkurrenzfähig ist. Stay tuned!