
TT, 5.1.2017
Ich verstehe nicht genau, was die Tiroler Tageszeitung da gegeneinander abfragen hat lassen und wie man zu solchen Suggestivantworten seriöse Ergebnisse erwartet.
Wem fällt so ein Topfen wie „Ausländer sollen weniger bekommen. Sie haben auch nicht ins Sozialsystem eingezahlt“ ein? Der Vater einer Freundin ist Deutscher und zahlt seit 40 Jahren Steuern in Deutschland. Ist der auch ein „Ausländer, der weniger bekommen“ soll? Der Mats Da argumentiert völlig zurecht, dass man mit jedem Wurschtsemmerlkauf Steuern bezahlt. Und dass „Ausländer“ mehr (!) ins Sozialsystem einzahlen, als sie bekommen und nicht wie behauptet umgekehrt, wissen wir auch durch zahlreiche Studien, zB hier: http://derstandard.at/…/Auslaender-zahlen-mehr-ins-Sozialsy…
Wenn ich zB finde, die Mindestsicherung soll von Integrations-und Arbeitsbereitschaft abhängen und für In- und AusländerInnen gleich sein, kann ich dann beide Antworten geben? Vermutlich nicht, weil bei dem Frageblock 100% herauskommen. Ich muss mich also zwischen zwei Antworten entscheiden, die zusammenpassen, Sinn machen und sogar der gängigen Regelung entsprechen. Bei der Frage nach bundeseinheitlicher Regelung oder nicht gibt es eine völlig themenfremde Mitte-Kategorie („Mindestsicherung zu hoch…“), die weder zur einen, noch zur anderen alternativen Antwortmöglichkeit in irgendeinem Widerspruch steht. Da stellt es StatistikerInnen glaub ich die Haare auf.
Wurscht, unterm Strich bleibt jedenfalls: 49% plus 9% unterstützen die gültige Regelung der Gleichbehandlung aller Menschen und der Abhängigkeit von Integrations- und Arbeitswillen und wären diese beiden sich nicht widersprechenden Antwortmöglichkeiten nicht gegeneinander angeboten worden, hätten das möglicherweise noch mehr Menschen positiv beantwortet. Der behauptete dringende Kürzungsbedarf kommt also mehr aus den Köpfen jener, die damit politisches Kleingeld für anstehende Wahlkämpfe zu sammeln glauben. Von den Menschenrechten und von den Superreichen und von den SteuerbetrügerInnen und von den Kindern ohne warmes Essen am Tisch mal ganz zu schweigen.