Wir Linke kriegen immer gesagt, eine faire Besteuerung von Arbeit und Vermögen wäre standortschädigend. Ich glaub ja viel eher, dass die scheuen Rehe aufhüpfen, wenn sie hiesige Medien in die Hände bekommen. Wäre ich ein Reicher und würde überlegen, in Österreich zu leben oder zu investieren – alleine die Fragen in diesem Interview, würden mich scheu machen und ich würde anderswo leben und investieren und meine Kohle anderswo lagern wollen. Wenn man mich fragt, sind diese Fragen standortschädigender, als jeder Steuerprozentpunkt sein kann. Aber bitte, urteilt selbst:
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„Reiche – so scheint es – stehen in Österreich unter Generalverdacht. Das zeigte sich auch bei der Diskussion um die Steuerreform. Hat Balzac also recht, wenn er sagt: „Hinter jedem großen Vermögen steckt ein großes Verbrechen“?“
„Wer viel Geld macht, gilt hierzulande de facto als Staatsfeind.“
„Sie dürften aber mit den Entspannten in der Minderheit sein.“
„Leben Reiche bei uns gefährlich?“
„Warum scheint das nun zu kippen?“
„Der Respekt vor jenen, die diesen Sozialstaat zum Großteil finanzieren, ist also verloren gegangen?“
„Der Staat hat aber offensichtlich überhaupt kein Problem damit, von Leistungsträgern eine höhere Steuerleistung zu verlangen. Er hat auch kein Problem damit, Unternehmer als potenzielle Steuerbetrüger zu betrachten.“
„Sind Sie vermögend?“
„Sie sprechen jetzt unter anderem den Spitzensteuersatz von 55 Prozent an. Pardon: den „Solidarbeitrag“, wie es die Regierung nennt.“
„Finanzminister Hans Jörg Schelling glaubt, wenn der Staat weniger Steuern einnimmt, kommen die Reformen von selbst – quasi notgedrungen.“
„Was müsste jetzt geschehen?“
„Sie haben allerdings zwei in Österreich nicht ganz unwesentliche Ebenen vergessen: die Länder und die Gemeinden. Oder war das schon Ihre ganz persönliche Verwaltungsreform?“
„Glauben Sie, dass sich die Herren Häupl und Pröll selbst infrage stellen können?“
„Aber Sie werden weder gewählt, noch büßen Sie durch Strukturreformen Macht ein.“
„Aber in den Parteien quaken die altgedienten Frösche am lautesten.“
„Würden Sie in den Teich hüpfen?“
„Aber ist das nicht ein Grundproblem? Über die Frösche zwar schimpfen, aber sich selbst nicht hüpfen trauen?“
„Vielleicht verdienen die Politiker so viel wie sie verdienen, weil sie für ihre Entscheidungen oder Nichtentscheidungen auch keine Verantwortung übernehmen? Die frühere Finanzministerin Fekter – heute Nationalratsabgeordnete – schweigt zum Thema Hypo beharrlich.“