go for it, mister spindelegger

Eine Million Euro hat eine alte Frau dem von SPÖ, ÖVP und FPÖ gewählten Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf anvertraut. Er hat ihr empfohlen, das Geld in eine Stiftung anzulegen, deren Chef er wurde. Die Stiftung hat u.a. eine Immobilie gekauft hat, in der Grafs Bruder ein Gasthaus führt. An diesem Gasthaus ist Martin Graf laut „Kurier“ mit 18.000 Euro beteiligt. Heißt: Die von Graf verwaltete Stiftung hat mit dem Geld der alten Frau den Teil eines Hauses gekauft, in dem jetzt eine Firma sitzt, an der Graf beteiligt ist. Auch an derselben Adresse laut heutiger ZIB2: Die Meldeadresse des Vereins, der Grafs Homepage betreut. Die 90jährige kriegt jährlich von ihrer Euromillion 10.000 bis 12.000 Euro ausgezahlt, sagt der schlechte Berater Graf heute im Interview. Sie wird die Stiftung, in deren Vorstand lauter FPÖ-Funktionäre sitzen, nicht mehr allzu viele Zehntausend Euro kosten.

Zwei Fragen, die noch niemand gestellt hat: Hat ein Dritter Nationalratspräsident eigentlich nichts Wichtigeres zu tun, als sich auf fragwürdige Art und Weise um das angehäufte Geld einer Millionärin zu kümmern? Und wieso rät ein Spitzenvertreter der selbsternannten Partei der kleinen Leute einer alten Frau, die ihr vieles Geld niemals ausgeben wird können, zu einer steuerschonenden Maßnahme? Wo doch die FPÖ sonst so fleißig ist, die Abschaffung von Stiftungen zu fordern oder die SPÖ mal zur Abwechslung „Stiftungspartei Österreichs“ zu nennen?

Da sind sie wieder, die blauen Ritter mit schwarzgelbrotem Band. Nachdem ihnen Wolfgang Schüssel 6 Jahre lang die Gelegenheit gegeben hat, das Tafelsilber der Republik von A wie Austria Tabak bis V wie VA-Tech zu verscherbeln, zeigen sie wieder ihr wahres Gesicht. Hinter ihren Narben und unter ihren Deckeln kommt heraus, dass die FPÖler ganz hundsgemeine, gewöhnliche, großkopferte Kapitalisten sind, die am liebsten aus fremder in die eigene Tasche wirtschaften.

Nachdem Martin Graf 2009 Ariel Muzicant als „Ziehvater des österreichischen Linksterrormismus“ bezeichnet und betont hatte, seine Partei fühle sich nicht an den antifaschistischen Grundkonsens der Zweiten Republik gebunden, hat sich die ÖVP geweigert, den Weg für eine Abwahl Grafs als Nationalratspräsident freizumachen. Grüne und SPÖ sind bereit für die Abwahl des Herren Spekulanten mit Band und Deckel. Wer hat da vor zehn Tagen nochmal groß von Werten geredet – Anstand, Ehrlichkeit, Vertrauen? Go for it, Mister Spindelegger.

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