beware of the freak show

Man soll ja mit den transatlantischen Vergleichen immer vorsichtig sein. Und trotzdem: Das republikanische BewerberInnenfeld für die Präsidentschaftskandidatur der Grand Old Party ist etwa so, als würden Andreas Khol, Martin Bartenstein, Fritz Grillitsch, Günther Platter und Susanne Winter für die ÖVP in eine Direktwahl gehen. Khol führt übrigens in den Umfragen, unter anderem, weil Bartenstein evangelisch ist, Grillitsch immer schon zu schräg für die große Bühne war, weil Platter nicht bis drei zählen kann und weil Winter sogar den schlimmsten Reaktionären ein bißchen zu schräg ist. Und in einem Monat entscheiden die ersten Abstimmungen im Bezirk Steyr-Land und im Bezirk Mödling darüber, wer im Rennen bleibt und wer rausfliegt.

Jetzt könnte man meinen, Newt Gingrich, Mitt Romney, Ron Paul, Rick Perry und Michele Bachmann könnten doch nicht die Breite einer Partei repräsentieren, die bei den letzten Kongresswahlen eine deutliche Mehrheit erzielt hat. Tun sie aber. Genau genommen illustrieren diese skurillen Figuren den Wandel der Grand Old Party von einer Partei, die in den 60ern und 70ern die Errungenschaften des Roosevelt’schen ‚New Deal‘ akzeptiert hat und die unter Nixon schon knapp davor war, einer allgemein verpflichtenden Gesundheitsvorsorge zuzustimmen. Es ist nur konsequent, dass 2012 kein in die Mitte reichender Kandidat und keine Kandidatin mehr auf dem republikanischen Ticket stehen wird. Es ist auch eine Herausforderung für die amerikanische Demokratie, dass sich seit Anfang der 80er-Jahre eine immer radikaler werdende rechte Sekte einer der beiden großen Parteien bemächtigt hat.

Eigentlich spricht – aus Gründen, die die RepublikanerInnen mit der Befreiung des Finanzmarkts von allen Fesseln in den 80er-Jahren, selber verursacht haben, 2012 alles für einen republikanischen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen. Wenn die Wirtschaft darniederliegt und die Arbeitslosigkeit steigt, stehen die Zeichen auf ‚change‘. Obama hat 2008 nicht gewonnen, weil er in so vieler Hinsicht den Wandel repräsentiert hat, sondern weil alle Indikatoren auf Machtwechsel standen. Die ‚checks & balances‘ in der US-Demokratie sind so ausgeprägt, dass die gleichen WählerInnen 2004 einen republikanischen Falken mit dem Stallgeruch von Ölkonzernen und 2008 den dunkelhäutigen Politiker wählen konnten, den die Aufzeichnungen des Kongresses als den zweitliberalsten von 100 SenatorInnen auswiesen. Das macht es auch denkmöglich, dass einer der republikanischen Freaks aus dem oben beschriebenen BewerberInnenfeld im November ins Weiße Haus einzieht.

Aber bevor jetzt jemand seinen antiamerikanischen Gefühle nicht mehr Einhalt gebieten kann: Andreas Khol in der Hofburg – ist das wirklich so undenkbar?

Ein Gedanke zu „beware of the freak show

  1. Pingback: mit updates: ein jahr usa-blog | querg'schrieben

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s