willkommen auf den national befreiten tribünen

Ich hab nicht schlecht gestaunt, als ich letztens Urs Imboden Slalom fahren gesehen habe. Er trug ein Trikot, das ich noch nie gesehen hab. Im Ziel war klar: Auch der ehemalige Schweizer Rennläufer ist einer der Sportler, die im Express-Verfahren eine neue Staatsbürgerschaft bekommen hat und geht für Moldawien an den Start. In Österreich war das zuletzt im Herbst beim Triathleten Thomas Springer so. Der Eishockey-Profi Darcy Werenka durfte am gleichen Tag, an dem der Ministerrat seine Einbürgerung beschloss, für das österreichische Eishockey-Team auflaufen. Anna Netrebko und den Kneissl-Scheich Al-Jaber haben wir mit Handkuss genommen.

Beim Rapid-10er Steffen Hofmann hat die FIFA vor der Einbürgerung klar gemacht, dass er trotzdem nicht für Österreichs Nationalteam spielen dürfe. Dafür ging’s bei Ivica Vastic auf einmal schnell mit der Staatsbürgerschaft, nachdem er den Durchbruch bei Sturm Graz geschafft hatte. Wenn wir was von den „Ausländern“ brauchen, dann können sie gar nicht so schnell schauen, wie wir sie einbürgern.

Am 6. September spielt Österreich in der Qualifikation für die Fußball-Euro in Wien gegen die Türkei. Das Nationalteam wird bis dahin schon raus sein aus dem Kampf um die Qualifikationsplätze, es wird um Platz drei in der Gruppe gehen. Wenn überhaupt. Das hindert den ÖFB aber nicht daran, sich eine besonders lustige Regelung einfallen zu lassen: Das Happel-Stadion wird am 6. September zur national befreiten Zone. Tickets gibt’s vom ÖFB nämlich nur für österreichische StaatsbürgerInnen.

Ich kann mich noch gut erinnern, als deutsche Fans die türkische Nationalmannschaft im Berliner Olympiastadion mit tausenden Aldi-Sackerln empfingen. In Österreich müssen die rechten Fans ihre Verachtung für das türkische Team gar nicht mit zivilem Rassismus zum Ausdruck bringen. Bei uns ist der Rassismus nämlich staatlich organisiert. Die national befreiten Tribünen sind ein schönes Symbol dafür, wohin diese Republik im dritten Jahrtausend treibt.

Helfen wird dagegen nur ziviler Ungehorsam: Ich bin schon gespannt, ob jemand mit türkischer, deutscher, schweizer oder was auch immer für einer nicht-österreichischen StaatsbürgerInnenschaft ein Ticket bestellt. Die Ablehnung aufgrund der StaatsbürgerInnenschaft würd ich mir schwarz auf weiß geben lassen und dem EuGH zukommen lassen. Eine klare Diskriminierung aufgrund der Herkunft geht ja gar nicht. Und ich muss noch einmal an Kadri Evcet Tezcan erinnern: Der hatte nämlich, schlicht und einfach, recht.

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