Mir ist schon klar, dass es das immergleiche Dilemma mit den FPÖ-Plakaten ist: Entweder man schweigt dazu und fühlt sich mitschuldig an der Akzeptanz des braunen Drecks in Österreich. Oder man protestiert vehement und die FPÖ reibt sich die Hände, weil sie die Aufregung braucht, um sich als Antisystämpartei darzustellen.
Strache war weg vom Fenster im Wiener Gemeinderats-Wahlkampf, unter der Wahrnehmungsschwelle. 19% sagt die letzte im Standard veröffentlichte Umfrage, seine Bädertour wurde abgesagt. Zu viel Bauch beim Chef, wurde gemunkelt. Die SPÖ hat Wien mit Law and Order überzogen und dürfte damit vor allem im Gemeindebau gepunktet haben. Und jetzt reden seit einer Woche wieder alle nur von der FPÖ.
Auf Facebook ist jedes dritte Posting meiner Freunde eine Karikatur des Plakats oder eine kreative Antwort auf das „Wiener Blut“. Strache freut’s, denn einmal mehr ist ihm die Polarisierung gelungen, sind alle gegen ihn, reden alle über ihn. Das ist der Stoff, aus dem sämtliche Haider-Erfolge gemacht waren.
Deshalb nicht auf solche Plakate reagieren? Schwierig, geb ich zu. Aber statt der Entrüstung und dem tausendfachen Hinweis auf den Nazi-Sprech hätten’s ein paar nüchterne Kommentare – „wir wissen, dass die FPÖ noch immer den Zweiten Weltkrieg gewinnen will“ – auch getan. Für jene, die man mit antifaschistischen Botschaften erreichen kann, richtet sich die Blut-Werbung von selbst. Die viel zu vielen anderen nehmen wieder einmal wahr, dass sich alle über die FPÖ aufregen, weil die sich um das Thema Migration kümmere. Strache wird wieder von den Systämparteien schwadronieren.
Deswegen mein Tipp an die Wiener Grünen und an die SPÖ: Ruhig Blut! Ihr seid drauf und dran, Strache wieder in ein Rennen zu holen, aus dem er schon ausgeschieden war.
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