Wer diesen Sommer in der Innsbrucker Innenstadt spazieren geht, kann einem freundlichen älteren Herrn begegnen. Wenn er nicht gerade ermüdende Reden in drittrangigen EU-Gremien hält, zeigt Landtagspräsident Herwig van Staa ahnungslosen TouristInnen die Maria-Theresien-Straße. Vor allem in den Mittagsstunden soll man Herrn Herwig immer wieder antreffen, wie er wildfremden Menschen aus Italien, Japan oder Deutschland zeigt, was er alles bauen hat lassen und welche Leistungen er für Innsbruck vollbracht habe. Er trifft in erster Linie auf Verständnislosigkeit und auf Sprachbarrieren, erzählen sich Innsbrucker StadtbeamtInnen.
Und trotzdem: An diesem Recht des älteren Herrn würde niemand rütteln wollen. Sehr wohl gerüttelt wird daran, dass es sich bei Innsbruck um eine Landeshaupt-Stadt handelt. Geradezu piefkesagaesk die Ankündigung der neuen Bürgermeisterin: Sie will auf der Maria-Theresien-Straße nur mehr Christkindlmärkte, Sport-Events und Traditionsveranstaltungen zulassen. Raus sollen die RadfahrerInnen, die KleinkünstlerInnen, NGOs und Parteien, aber auch die Medien mit ihren großen Bühnen etwa beim Stadtlauf. Im Zentrum des Landeshauptdorfs sollen nur mehr Humtatata und Tirol-Kitsch erlaubt sein.
Und ich dachte schon, es reicht, dass der Landhausplatz für Aufmärsche und die Sophienruhe für Parkplätze betoniert, der Hofgarten jugendfrei und der Rapoldipark ausländerfrei gehalten wird. Aber denkste: Auch in der Em-Te gibt’s nicht nur mehr Beton als davor, sondern auch kein G’sindl mehr, wenn’s nach Christine Oppitz-Plörer geht. Dann wird auch der Herr Herwig noch ungestörter TouristInnen langweilen können. Die Farbbeutel aufs Kaufhaus Tyrol von heute Nacht sind trotzdem daneben. Gegenüber wäre das Rathaus des Landeshauptdorfs gestanden.