harris nimmt fahrt auf

Das gab es seit dem Wahlkampf 2016 zwischen Hillary Clinton und Donald Trump nicht mehr: Eine Präsidentschaftskandidatin hat mehr Zustimmung als Ablehnung, 48% finden sie gut, 46% nicht. Bei den anderen war das nie positiv. Clinton, Biden und Trump waren immer „unter water“, mal 5, mal 10, mal 20%. Aber in der regelmäßig als Pulsschlag der politischen Stimmung in den USA erhobenen „approval ratings“ für einzelne Politiker*innen, hat Kamala Harris inzwischen schon zwei Umfragen mit einem Plus vor dem Saldo. Das ist seit Obama die absolute Ausnahme bei Präsidentschaftskandidat*innen oder Präsidenten.

Das ist auch schon ein Teil der Antwort auf die im letzten Beitrag gestellte Frage nach dem Kamalamentum und seiner Substanz: Die erste Woche seit ihrer informellen Kür zur Kandidatin, hat die gute Stimmung für die Vizepräsidentin überstanden. Und es geht momentan munter weiter: Nachdem „Black Women for Harris“ einen Weltrekord-Zoomcall mit über 50.000 Teilnehmerinnen gestartet und dabei mehrere Millionen Dollar gesammelt haben, könnten „White Women for Harris“, „Black Men for Harris“ und gestern „White Men for Harris“ natürlich nicht nachstehen. Was das bringt, dass 170.000 weiße Männer sich in einen Zoom-Call für Harris einloggen? Es bringt gute Presse. Es werden dabei enorme Summen an Geld gesammelt. Berühmte Leute schalten sich zu und verstärken das Gefühl der Teilnehmenden, da bei was Wichtigem dabei zu sein – etwa Megan Rapinoe bei den Frauen, Jeff Bridges bei den Männern. Und beides verstärkt den Rückenwind für die Kampagne.

Dabei hat Harris noch nicht aufgeschlossen: Noch reichen die Umfragen nicht für den Einzug ins Weiße Haus. Überholspur ja, aber noch nicht vorne. Gut für sie, dass es noch mehrere in der Dramaturgie von Wahlkampagnen vorgegebene Elemente gibt, die weiteren Rückenwind geben werden. Die Nominierung ihres Vize steht nach wie vor aus und wird mit Spannung erwartet. Eine Reihe von Bewerbern tingeln durch die Fernsehstudios und bringen jedes Mal neben ihrem Gesicht auch ein paar Minuten guten Text über Harris unter. Jede kleine Kundgebung, bei der einer der möglichen Auserwählten spricht, wird live übertragen oder zumindest die besten Soundbytes hunderttausendfach angeklickt. Es könnte ja die neue #2 sein, die da spricht. Der Vize wird Rückenwind bringen, so sucht man ihn/sie auch aus, das ist klar. Und dann kommt der Parteitag, der ein Auflauf der Stars aus Medien, Musik und Politik werden wird.

Aber Achtung: Nur weil sie momentan stiller sind, sind die 45% Trumpist*innen immer noch da. Sie warten auf den Moment, in dem wieder negative Botschaften über Harris und die Demokrat*innen Platz haben. Die Zeit dafür wird kommen, irgendwann sind die Hymnen auf Harris gesungen und die Logik der veröffentlichten Meinung verlangt wieder nach einem Stimmungswechsel. Bis dahin sollten die Demokrat*innen die Führung übernommen haben und ihre Unterstützung unter den eigenen Wähler*innen so weit konsolidiert haben, dass da kein Einbruch mehr erfolgen kann wie in Bidens letzten Monaten. Harris und ihr Team tun alles dafür, bringen Bundesstaaten wieder auf den Tisch, die unter Biden schon aussichtslos verloren schienen. Die Leute verstehen ihr Handwerk: Es sind großteils die Biden-Leute. Auch daran merkt man, dass der nun zurückgezogene Kandidat tatsächlich das größte Problem der Kampagne war.

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