Beide großen Parteien in den USA wählen ihre Präsidentschaftskandidat*innen in einem monatelangen basisdemokratischen Verfahren.
Bundesstaat für Bundestaat wählen nach unterschiedlichen Regeln mehrere Millionen Parteimitglieder und Sympathisant*innen, wer im November ums Weiße Haus kandidiert.
Das wird dieses Jahr voraussichtlich ein bißchen langweiliger als normal: weil beide Kandidaten stehen so gut wie fest. Der Amtsinhaber ist selten ernsthaft gefährdet. Bei der Oppositionspartei gibt‘s üblicherweise lange und spannende Rennen um die Delegierten für den großen Wahlparteitag im August. Aber Donald Trump hat die Republikanische Partei so komplett eingenommen, dass er als kilometethaushoher Favorit ins Rennen geht.
Erster Stop, in gut 4 Wochen: Iowa.
Gut 3 Millionen Menschen leben hier, gerade einmal drei Städte haben über 100.000 Einwohner*innen. Es ist ländlich, bei beiden Parteien dominieren spezifische Flügel diese Vorwahl.
Uns interessieren die Republikaner*innen: hier sind die besonders weit rechts stehenden religiösen Evangelikalen deutlich stärker in Iowas Partei vertreten, als sonst wo: die unausgesprochene Rolle Iowas im Vorwahlprozedere ist deshalb, von den üblicherweise mehreren Religionsfundis den/die stärkste zu wählen und damit ins Rampenlicht zu spielen.
Denn auch darum geht’s bei den Vorwahlen: wenn du nicht in einem der ersten vier Bundesstaaten stark bist, dann kannst du deine Kampagne einstampfen.
Weil dazwischen wird wochenlang über die Sieger*innen von Iowa und dann New Hampshire und über deren Strategien und so weiter berichtet. Wer da nicht vorkommt, an den denken auch die Wähler*innen in den folgenden Bundesstaaten nicht.
Iowas Aufgabe diesmal ist, Donald Trumps Vorsprung zu definieren und die Richtigkeit der Umfragen zu bestätigen oder zu widerlegen, die ihn mit 50% und mehr der republikanischen Vorwahl-Stimmen kilometerweit vorne sehen.
Alles spricht dafür, dass das stimmt. Dahinter dürfte von den verbliebenen sichtbaren 4 weiteren Kandidat*innen niemand aussteigen.
Chris Christie ist nur drin, um Trump durch seine Wortspenden bei Debatten zu verhindern. Das wird er solange man ihn zu Debatten einlädt.
Vivek Ramaswamy ist nur drin, um als nervigste Person aller Zeiten berühmt zu werden. Er wird das solange wie möglich tun.
Und Floridas Rechtsaußen-Gouverneur Ron DeSantis und die nicht viel weniger rechte, aber viel moderater auftretende ehemalige Gouverneurin von South Carolina,
Nikki Haley, die streiten sich um Platz 2.
Und wenn nicht jemand sehr schnell sehr weit hinten liegt, dann werden auch die lange um diesen 2. Platz kämpfen. Er wird nämlich der 1. Platz, wenn Donald Trump tot umfällt oder (was unwahrscheinlicher ist), eine amtsverbietende Verurteilung einfängt.
Was wird uns Iowa also sagen:
Wie weit ist Trump vorne?
Wer ist in der Pole Position als Kronprinz*essin?
Ende.
Und dieses Rennen und diese Fragen, die werden wir auch in den folgenden Wahlen in New Hampshire und so weiter sehen.
Erst nach 2 Monaten, am 5. März, wählen am „Super Tuesday“ erstmals viele Bundesstaaten auf einmal und dann tut sich auch bei der Delegiertenverteilung was.
Das wird alles sehr aufregend, obwohl der Sieger eigentlich so gut wie feststeht.