
So, Zeit für die Kristallkugel. Die Trends der letzten Tage, sowohl die Zweifel an der Umfragen-Orthodoxie mit lauter Unentschieden überall, als auch die Statistiken der Früh- und Briefwähler*innen und das Ground Game der Kandidat*innen sagen mir: Kamala Harris gewinnt diese Wahl.
Der Enthusiasmus ist auf der Seite der Demokrat*innen, es gibt eine nie dagewesene Anzahl an Republikaner*innen, die Werbung für die demokratische Kandidatin machen. Trump ist noch durchgeknallter als je zuvor. Junge und Frauen gehen in einer Anzahl wählen, die von den meisten Umfragen wohl unterschätzt wurde: Das haben inzwischen schon mehrere Institute und Studienleiter (nur Männer) zugegeben. Trump war in den Umfragen überschätzt, weil niemand die Zahlen glauben konnte, die ihn deutlich hinter Kamala Harris sahen – so die These, die in den letzten Tagen rasch Tempo aufnahm und für die es immer mehr Belege gibt.
Wenn Harris heute Nacht die erste weibliche Präsidentin der USA wird – etwas, was sie als eine der Lehren aus Hillary Clintons Niederlage übrigens nie aktiv bedient und erzählt hat – dann wissen wir das zwischen 3 und 5 Uhr. Es kann aber gut sein, dass es länger dauert, obwohl die Wahl relativ deutlich ausgeht: Weil in manchen Bundesstaaten sehr langsam ausgezählt wird. Und es kann sein, ich halte die Gefahr mit 10% für relativ gering, dass Donald Trump doch gewinnt. Dann wird das aber knapp sein und lange dauern.
Wir haben einen Wahlkampf gesehen, in dem Harris am Tiefpunkt der Zustimmung zum demokratischen Ticket übernahm – Biden war in den Süd- und Südweststaaten aussichtslos hinten und hatte mit der sogenannten „Blue Wall“ noch genau eine einzige Option auf einen Wahlsieg. Aber auch der bröckelte unter seinem sichtbar werdenden kongnitiven Verfall.
Der andere mit sichtbarem kognitiven Verfall, bekam mit Kamala Harris eine abseits der demokratischen Kernwähler*innenschaft nicht ganz leicht zu verkaufende Kandidatin. Dass das gelungen ist, das hat sich Harris mit einer extrem disziplinierten und effektiven Kampagne selber zu verdanken. Am Ende hat sie nicht nur einen, sondern mehrere rechnerische Wege zu gewinnen – in der letzten großen Umfrage der New York Times sogar bei Verlust von zwei von drei „Blue Wall“-States über Siege im gesamten Süden.
Ich weiß, was Sie sich jetzt denken: „Aber Hillary“. Ich halte dagegen: Das ist nicht vergleichbar. Die Umfrageleute wissen inzwischen, dass sie Trump nicht unterschätzen dürfen – viele haben ihn sogar höher gerechnet, weil sie seine schwachen Ergebnisse nicht glauben konnten. Harris ist im Gegensatz zu Hillary Clinton, die gleich unbeliebt wie Trump war, im neutralen Bereich mit gleich viel Zustimmung wie Ablehnung – in einem polarisierten Staat das Meiste, was du dir erwarten kannst. Und Clinton hatte mit E-Mail-Gate eine Katastrophe in den letzten zwei Wahlkampfwochen. Die hatte dieses Mal Trump.
Da schließe ich mit dem, wo ich am meisten weiß: Bei der Präzision von Umfragen. Es dauert 7-10 Tage, bis ein aktuelles Ereignis Umfragen massiv zu verändern vermag. Deswegen ist das letzte Desaster von Trump mit der Beschimpfung von Puerto Ricaner*innen, von denen es viele in Swing States gibt, noch gar nicht drin in den Umfragen. Dagegen gibt es in allen Umfragen in den letzten Tagen, auch in den immer noch schlechten für Harris, einen Trend zu ihr. Und wir wissen, die Linie muss man weiterziehen, wenn man das Wahlergebnis wissen will.
The Trend is her Friend. Kamala Harris wird gewinnen.
Wer die Wahlnacht live mit mir verfolgen will: Auf X, vormals Twitter, berichte ich laufend als @pablodiabolo – auch in der Wahlnacht. Und wenn X zugedreht werden sollte, dann gibt es stündliche Updates am Blog.