ein horrortag für donald trump

Donald Trump ist ja schlechte Tage gewöhnt, besonders in letzter Zeit. Aber diesen Samstag wird er so schnell nicht vergessen. Zuerst ist er so abgedreht bei einer Rallye auf der Bühne, dass er Oralsex am Mikrofon simuliert. Das finden ein paar Leute lustig, aber sogar das eigene MAGA-Publikum vor Ort findet das eher nicht so präsidentiell.

Dann kommt im „Atlantic“ eine detaillierte Story darüber heraus, welche Kämpfe in seinem Wahlkampfteam stattfinden – mit einer vor lauter Dichte nicht in Kürze nacherzählbaren verrückten Streitereien zwischen einem ehemaligen Pressesprecher, seinen eigentlichen Kampagnenleiter*innen, ein paar unguided MAGA-Incels und einer antisemtischen Influencerin, die zuerst einen Fixplatz in Trumps Flugzeug hat, aber ihm dann wohl zu nahe kommt, was sein Team auch nicht so gut findet.

Die ausführliche Story selbst ist, auch wenn man nach 8 Jahren mit Trump in der Politik abgehärtet ist, ein solches Stakkato an Unprofessionalität, Niederträchtigkeit und absolutem Chaos, dass ihre Publikation sicher Schaden für Trump anrichtet. Aber die viel spannendere Frage ist: Wer gibt einem linken Medium eine Woche vor der Wahl all diese Infos inklusive detaillierte Gesprächsprotokolle des innersten Kreises? Es muss jemand aus Trumps Nähe sein. Desaströs.

Und als wäre das alles noch nicht genug, kommt am Abend die lange erwartete Umfrage des besten Institut des Landes – jenes von Ann Selzer in Iowa. Selzer hat den besten Track Record sämtlicher amerikanischer Umfrageinstitute und hat immer wieder völlig gegen den Mainstream der anderen Institute, sensationelle Ergebnisse korrekt vorhergesagt. Darunter mittelbar auch den Trump-Sieg 2016. Und dieser Gold Standard aller amerikanischen Umfragen, hat Kamala Harris in einem verlässlich roten Bundesstaat, den Trump zuletzt mit 8% Vorsprung gewonnen hat, 3% vorne. Ein 11-Punkte-Swing zu Gunsten von Harris seit 2020. Wenn man das auch nur annähernd über die restliche Landkarte drüber legt, ist man bei 58-42 US-weit und einem demokratischen Erdrutschsieg für Weißes Haus und beide Häuser des Kongresses (not gonna happen!)

Aber selbst wenn die Umfrage-Queen ein paar Prozent daneben liegen sollte und selbst wenn das in Trumps Richtung wäre, sagen wir Harris verliert Iowa doch mit -3% statt dass sie mit +3% gewinnt: Dann ist sie immer noch 5% stärker als Biden 2020. Und übertragen auf den Rest des Landes wäre das immer noch ein Erdrutschsieg für Harris.

Das spannende ist: Die Daten kommen so überraschend, aber nicht aus dem Nichts. Wir hatten bereits Hinweise darauf, dass vor allem bei weißen Frauen, die Iowa in der Umfrage zu Harris Gunsten drehen, viel mehr Bewegung drin ist als die meisten US-weiten Umfragen zeigen. Es war sogar anhand der Annahmen über die Zusammensetzung der Wähler*innenschaft sichtbar, dass einigen Institute Trump hochgerechnet haben, weil sie sich wohl für einem ähnlichen Umfragefehler wie 2016 und 2020 fürchten.

Aber jetzt ist mit dieser Umfrage, mit zwei weiteren mit ähnlichen Trends aus der Gegend (Ohio und Kansas) klar, dass Kamala Harris die Favoritin für die Wahl ist. Es sei denn, Ann Selzer, die seit 20 Jahren beste Umfragerin des Landes, täuscht sich nicht um 5%, was kaum vorkommt, sondern um 10%. Aber dafür sind die demographischen Breakdowns ihrer Umfrage eigentlich zu logisch und zu konsistent mit dem, was wir hinter den Überschriften in vielen anderen Umfragen der letzten Tage beobachten konnten.

Das könnte der Tag sein, an dem das Momentum endgültig in Richtung Harris kippt, weil das bereit seit Wochen vorhandene Momentum jetzt nicht mehr wegzurechnen und wegzureden ist. Ich habe bisher seit Monaten gesagt, Harris ist 80%-Favoritin. Mit Ann Selzer im Rücken und dem sonstigen peinlichen Schauspiel Trumps, erhöhe ich auf 90%. Mindestens.

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