
Trump versucht es, erneut. Und wieder, wie in Georgia, ist Lindsey Graham sein Gesandter. Dieses mal in Nebraska. Die Mission: O(ba)maha, die Möglichste 270. und wahlentscheidende Stimme im Wahlleutekollegium, soll fallen.
Und das geht so: Gewinnen Kamala Harris und Tim Walz alle klassisch demokratischen Staaten und dazu die drei Swing States im Rust Belt, Pennsylvania, Wisconsin und Michigan, kommen sie auf 269 Sitze im Wahlleutekollegium. Das Wahlleutekollegium entscheidet über den Einzug ins Weiße Haus. Bei 269-269 zieht Donald Trump ins Weiße Haus ein, weil er die Mehrheit der Kongressdelegationen aus den Bundesstaaten auf seiner Seite haben wird. Bei 270-268 zieht Kamala Harris ins Weiße Haus ein. Der 270. Sitz in diesem nicht unwahrscheinlichen Szenario ist Omaha, einst von Obamas Wahlkampfleiter David Plouffe, der einen Narren an einem Sieg nur durch Omaha gefressen hatte, Obamaha getauft.
Nebraska ist 1 von 2 Bundesstaaten, der nicht alle Delegierten ins Wahlleutekollegium an die Kandidatur mit den meisten Stimmen vergibt, sondern zwei der fünf Sitze an den staatsweiten Sieger und die drei weiteren Sitze jeweils an jene Kandidatur, die einen der drei Wahlkreise gewinnt. Der 2. Kongressbezirk, das ist jener mit der Hauptstadt Omaha in der Mitte, ist ein Swing District. Obama hat in 2008 gewonnen und 2012 verloren, Trump hat in 2016 gewonnen aber 2020 verloren. Umfragen sagen heute, dass Kamala Harris den Sitz gewinnen würde.
Und jetzt kommt Lindsey Graham, Trumps Senator für die übelsten Tricks, ins Spiel. Der war gestern in Nebraska, um einen lange vorbereiteten Coup durchzuboxen. Nebraskas Legislative kann nämlich die Regeln für die Wahl ändern. Sie kann sagen: Wir gehen wieder ab von dieser Regel. Wir vergeben keine Sitze im Wahlleutekollegium mehr pro Kongressbezirk, sondern wieder alle fünf Sitze an den/die Sieger*in des staatsweiten Votums. Das würde im Szenario oben Trump den 269. Sitz und das Weiße Haus bringen. Und Kamala Harris den 270. und das Weiße Haus kosten.
In Nebraskas Einkammernparlament, sitzen 49 Abgeordnete, sie sagen dazu „Senator*innen“. Die könnten das mit einfacher Mehrheit beschließen. Die demokratische Minderheit hat aber bereits angekündigt, das Gesetz per Dauerrede aufs Unendliche zu verzögern. Die Dauerrede kann nur mit 2/3 der Stimmen – hier 33 von 49 – gestoppt werden. Und die Republikaner*innen haben: richtig, 33 Sitze. Aber zwei bis drei Republikaner*innen sind noch nicht entschlossen, diese nukleare Option einer Änderung der Spielregeln zu beschließen. Deswegen war gestern Lindsay Graham da, zum Daumenschrauben spitzen. Die Vorhut von Trump selbst. Nächste, bereits über Leaks an lokale Zeitungen angekündigte Stufe: Die renitenten republikanischen Abgeordneten, die das Spiel noch blockieren, könnten öffentlich genannt werden.
Das würde den Druck erhöhen, dass sie einknicken. Sich als Republikaner*in Trump in den Weg stellen, das musst du dich wortwörtlich trauen. Fragen Sie Mike Pence, wenn Sie sich da nicht sicher sind.
Wir sehen momentan nur die Spitze des Eisbergs von Trumps Versuchen, eine Wahl für sich zu entscheiden, die er auf legalem Weg nach momentanem Stand eher verliert, als gewinnt. Es ist erst der Anfang von dem, was da noch kommen wird.
Und frage nicht, was passiert, wenn er an die Macht kommt. Dann bleibt kein Stein auf dem anderen.