
Leser*innen dieses Blogs wissen:
- A week is a lifetime in politics
- Umfragen sind verzögerte Momentaufnahmen
- 7 Wochen sind 49 Tage, wo an jedem Tag massive Änderungen passieren können
- A week is a lifetime in politics
Trotzdem: Wir haben jetzt, eine gute Woche nach der Debatte und seit dem demokratischen Parteitag, ein stabiles Rennen. Nichts, was in den letzten Wochen passiert ist, hat das dramatisch verändert. Die Auf- und Abwärtsbewegungen in den Umfragen sind minimal. Die Umfragen sind stabil. Die wenigen Ausreißer sind republikanische Umfrageinstitute, die immer nur vor Wahlen auftauchen und bei denen der Verdacht besteht, sie wollen selber Politik machen. Und die knappe Umfrage der New York Times, deren Zahlenchef selbst gesagt hat, die folgenden Tage würden zeigen, ob es sich bei der damals überraschenden knappen Trump-Führung um einen Ausreißer handelte: Es war so.
Ich will niemanden mit Details langweilen, aber zuletzt haben wir auch aus den Bundesstaaten das recht konsistente Bild, dass Harris in hochwertigen Umfragen sehr gut abschneidet – etwa mit einem nur knappen Rückstand im eigentlich haushoch zu verlierenden Iowa oder mit einer konsistenten 3-%-Führung in drei verschiedenen, separaten Teilumfragen eines hochwertigen Instituts.
Was kann also noch passieren? Viel.
- Donald Trump und JD Vance hätte deutlich bessere Chancen, würden sie aus der Weirdo-Ecke herauszukommen versuchen. Mit den vielfach auch von Republicans falsifizierten Gerüchten über Katzen essende Haitianer in Ohio, tun sie sich keinen Gefallen. Trump tut sich mit dem Kokettieren mit einer Affäre mit einer rechtsradikalen Influencerin, die inzwischen mit ihm tourt, nichts Gutes. Nicht, dass das gut so wäre: Aber Trumps Trumpf wären die Grenze und das Zuwanderungsthema, würde das nicht so offen rassistisch aufgezogen werden und die hohen Lebenshaltungskosten. Aber die Burschen fühlen sich einfach wohl in der Weirdo-Ecke.
- Wir wissen nicht, was außenpolitisch noch passiert: Russland und China sind jedenfalls unberechenbare Faktoren und könnten einen weiteren Destabilisierungsversuch der Biden-Administration versuchen, weil ihnen Trump als Präsident, allen anders lautenden gestreuten Märchen zum Trotz, lieber wäre als ein demokratisch geführtes Weißes Haus.
- Wenn irgendwo im Land selbst keine sprichwörtliche, sondern eine reale Bombe losginge, wären die Folgen auch unberechenbar. Eine Krise der inneren Sicherheit, kann politisch immer in beide Richtungen gehen. Alles, wo das Bauchgefühl nach einer autoritären Antwort verlangt, bietet Chancen für autoritäre Politiker.
- Trump könnte, seine Felle davonschwimmend, doch noch eine zweite TV-Debatte verlangen und es wäre für Harris, die das ursprünglich getan hat, nicht ganz leicht, abzusagen. Auch da gilt: Kaum jemand sieht einen Weg für Trump, die disziplinierte und starke Harris aus Debatte #1 irgendwie klar zu besiegen. Aber es könnte ein letzter Versuch sein, wenn sonst nix die Nadel bewegt.
Sie sehen: Es braucht schon Gröberes, um das Rennen deutlich zu drehen. Aber nicht zu sicher fühlen: Denn die stabile 4-6%-Führung würde tatsächlich in 99% der Fälle für Harris zum Weißen Haus reichen. Aber schon ein kollektiver Methoden-Fehler bei den Umfragen von nur 2%, brächte uns wieder auf 2-4% für Harris und damit mitten in das aufgrund des Wahlsystems knappe Territorium, was den Sieg im entscheidenden Wahlleute-Kollegium betrifft.
Es sieht gut aus für Harris und Walz, besser als selbst die Optimist*innen zu hoffen gewagt haben. Aber it ain’t over till it’s over. Und wir sind noch 7 lifetimes weg von der Wahl.