
Wenn es wahr ist, dann treffen sich Kamala Harris und Donald Trump in einer Woche zum TV-Duell. ABC überträgt dann live aus Philadelphia im großen Preis dieser Wahlen, in Pennsylvania. Dem ersten Duell soll ein zweites folgen, ein Drittes hat Trump einmal ins Spiel gebracht. Die Vizekandidaten Walz und Vance haben sich ein Duell Anfang Oktober ausgemacht, falls Vance sich von seiner Couch weg bewegt, wie Walz wenig elegant, aber sehr effizient gesagt hat. Es ist also in jeder Hinsicht Crunchtime.
Kamala Harris und Donald Trump haben sich, man glaubt es kaum, noch nie persönlich getroffen. Das liegt unter anderem daran, dass Trump der erste US-Präsident war, der an der friedvollen Übergabe der Macht an seine Nachfolger*innen nicht teilgenommen hat. Sonst hätte er, wie Obama und Biden ihm im Jänner 2017, im Jänner 2021 Kamala Harris die Hand schütteln müssen.
Ob sie ihre Hände schütteln, das ist unklar, aber sie werden sich auf jeden Fall die ein oder andere verbale Hand um die Ohren zu hauen versuchen. Die Vorbereitungen auf TV-Debatten sind in der Regel höchst professionell, sie umfassen hunderte Seiten lange Berichte und Fakten, die wichtigsten Botschaften auf einer Seite zusammengefasst, vorbereitete Pointen von Kommunikationsprofis und vor allem Training, Training, Training. „Mock debates“ nennt man das 1:1-Üben der Situation eines TV-Duells. Dafür werden Studios nachgebaut, gut geeignete Imitator*innen für das jeweilige Gegenüber gesucht. Es ist alles am Punkt.
Und trotzdem ist eine Debatte mit Trump eine besondere Herausforderung, weil er sich an keine einzige Spielregel hält. Hillary Clinton hat Trump, gut vorbereitet, zwei Mal deutlich in TV-Duellen geschlagen, es hat ihr unterm Strich nichts geholfen. Es ist davon auszugehen, dass eine schwarze Frau den notorischen Frauen- und Schwarzen-Hasser Trump durch ihre bloße Existenz noch mehr provoziert als seine Erzfeindin Hillary Clinton es getan hat. Wenn er ausfällig wird, dann verliert er. Es kann aber auch sein, dass Trump durch stilistische Zurückhaltung auffallen wird, sofern er sich 90 Minuten am Riemen reißen können. Es würde die inhaltlich für Trump ganz sicher desaströse Berichterstattung möglicherweise brechen, wenn er bei etwas einfacher zu Beschreibendem, wie bei einer Stilfrage positiv auffallen sollte. Er ist, im schlechtesten Sinn, eine Wundertüte.
Achtung, Werbeeinschaltung: Kaum eine*r von Ihnen wird vor einem Millionenpublikum auftreten und das mit einem kleinen Büro aus der Provinz üben wollen. Aber meine Kollegin Rebecca Müller und ich haben einige Erfahrung in der Vorbereitung von heiklen Auftritten, wir können Kameratraining und sehr böse Fragen stellen und gute Antworten ausdenken. Wer dabei Hilfe braucht: muellers buero ist seit ein paar Tagen online. Wenn grad kein TV-Auftritt ansteht: Wir schreiben dir auch einfach gerne was. Wir freuen uns über Anfragen fast jeder Art.