Ach, Innsbruck.

Die ersten Auftritte des neu gewählten Innsbrucker Bürgermeisters Anzengruber & seinem zukünftigen Vize Georg Willi zeigen, dass sie die gemeinsamen Gegner*innen einen, die im Gemeinderat zurecht auf Kleinfraktionengröße zusammengestutzt worden sind. Das ist kein schlechter Anfang für eine gute Zusammenarbeit – inhaltliche Differenzen natürlich trotzdem groß.

Trotzdem: Anzengruber war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, hat eine saubere Kampagne aufgezogen: und zwar nicht Krönungsparteitag vor 1.000 geladenen Gästen, sondern Wirtshaustour zum Forderungen einsammeln. Die mit dem Krönungsparteitag haben ihm eine schöne Abziehfolie geliefert und gar alles falsch gemacht. Hinausgemobbt, hinausgeekelt, Uniarbeiten untersuchen lassen, Anwalt auf den Hals gehetzt: so macht man einen Kandidaten beliebt. David gegen Goliath – da ist klar, wen die Leute wollen.

Und dann ist da noch die strukturelle Mehrheit in Innsbruck, das 2024 zum allerersten Mal eine nicht-rechte Mehrheit im Gemeinderat hat – aber das nur unter Einbeziehung von zwei ehem ÖVP-Listen mit gemeinsam fast 10% in die „Nicht-Rechten“.

Soll heißen: das ist eine Stadt, in der nur in einer Ausnahmesituation ein Grüner (od. eine Rote) über 50% machen kann. 2018 war so eine Ausnahmesituation mit der extrem unbeliebten Bürgermeisterin.

2024 ist wieder normal: Anzengruber ist die ÖVP, wie sie früher einmal war: bei den Leuten, Tradition, Wirtshaus, Softshelljacke, Hands on statt teure PR.

Und deshalb gewinnt er auch: ein konservativer David, in der einen Hand die Schleuder, in der anderen einen Teller Kaspressknödel.

Die Weisheit der Wählerinnen beschert ihm trotzdem nur mit Grün und Rot eine Mehrheit – Caprese statt Kaspressknödel steht am Menü. Und es wird spannend, wie die Chef-schafft-an-Mentalität mit der renitenten Innsbrucker Beamtinnenschaft und mit zwei erfahrenen Koalitionspartner*innen zusammengeht.

Fad wird‘s nicht.

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